Der Gewöhnliche Tüpfel- oder Engelsüßfarn (Polypodium vulgare L.) ist in den Augen Karl Foersters einer der zähesten Weltwanderer des ganzen Pflanzenreichs. Die Gattung der Tüpfelfarne gehört mit 180 weiteren Arten zur Familie der Tüpfelfarngewächse (Polypodiaceae Brecht. & Pressel.). Der Gattungsname „Polypodium“ kommt aus dem Griechischen: polys = viel; podion = Füßchen – der Wurzelstock weist viele Blattreste auf. Das lateinische „vulgare“ des Artnamens bedeutet „gewöhnlich, gemein“. Der deutsche Name „Tüpfelfarn“ bezieht sich auf die am Blatt unterseitig ab August zu findenden in zwei Reihen angeordnete Sori (griech. soros = Gefäß, Haufen), das sind Sporangienhäufchen. Farne sind keine Blütenpflanzen, sie vermehren sich auf besondere Art durch Sporen, die in den Sporangien gebildet werden. Der Name „Engelsüß“ beruht auf dem durch Zucker und Glycyrrhizin verursachten süßen Geschmack des Rhizoms.
Polypodium vulgare ist mit 2 gärtnerisch wichtigen Kleinarten die alleinige, jedoch weit verbreitete Vertreterin ihrer Gattung in unserer Flora. Es besiedelt kalkmeidend schattige Mauern und Felsen sowie Eichen-, Kiefern- und Dünenwälder. Die Art wächst flach kriechend in der Erde (Rhizom-Geophyt) oder auf der Erde (Chamaephyt) und kann bei einem Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit als echter Epiphyt (Aufsitzerpflanze) auf Borken bemooster Bäume wachsen.
Die wintergrünen Farnwedel erreichen je nach Standort eine Länge von 10 bis 50 cm. Die anspruchslose Art liebt feuchte Standorte mit durchlässigem gut durchlüfteten Boden in schattiger bis halbschattiger Lage, wobei kurze Trockenperioden vertragen werden. Die Art kann dank ihrer Ausbreitung durch Rhizome flächenfüllend als „Bodendecker“ verwendet werden; es empfiehlt sich, auf den ins Auge gefassten Flächen nach der Pflanzung auf mechanische Pflege mittels Werkzeugen zu verzichten! Aus den „einfachen“ Tüpfelfarnen wurden eine Reihe Cultivare ausgelesen, deren Blätter, gegenüber der Art mit einfachen Wedeln, reich gefiedert sind. Farne erreichten im viktorianischen England (1837 bis 1901) Kultstatus in Gärten, Parken und Farnhäusern – eine ganze Gesellschaft war verrückt nach Farnen! Viele der jetzt interessanten „Farn-Novitäten“ kommen daher aus England und sind oder waren (?) oft nur für klimatisch begünstigte wärmere Regionen unseres Landes geeignet. In den Gärten der Welt sollte man nach dem Engelsüßfarn in der Nähe des Foerster-Gartens suchen.
Das Rhizom enthält neben den oben genannten weitere Inhaltsstoffe (u.a.Öle, Schleimstoffe und einen für Darmwürmer giftigen Bitterstoff) und wurde daher früher arzneilich verwendet. Die Pflanzung der Farne sollte zwischen März und Mai erfolgen, da sie in dieser Zeit viele neue Wurzeln bilden und so ein zügiges Anwachsen zu erwarten ist, eine dünne Mulchdecke fördert das Wachstum. Interessierte seien auf ein von der „Gesellschaft der Staudenfreunde e.V.“ herausgegebene Schrift „POLYPODIUM / Tüpfelfarne: Arten, Sorten, Kultur“ von Berndt Peters hingewiesen.
Text und Fotos: Dr. H. G. Büchner
ChatGPT, um eine Tüpfelfarn-Geschichte gebeten, teilte folgendes mit:
Es war einmal ein unscheinbares Stückchen Wald, wo die Schatten tief und die Luft kühl und feucht waren. Hier, wo andere Pflanzen sich vor Lichtmangel fürchteten, wuchs er in aller Stille: der Tüpfelfarn. Kein auffälliger Held wie die bunten Blumen oder prächtige Bäume, doch ein Meister der Kunst, im Verborgenen zu gedeihen. Seine Blätter, zart gefiedert und sattgrün, trugen auf der Unterseite kleine Punkte – die sogenannten Tüpfel –, als wären sie mit geheimen Schriftzeichen versehen.
Ein Pflanzenliebhaber entdeckte diese unscheinbare Schönheit und beschloss, dem Farn eine Bühne zu bieten. So entstand die Tüpfelfarm. Der Farnfreund sammelte Ableger aus der ganzen Umgebung, setzte sie in steinige Spalten, auf Baumstümpfe und in kühle Nischen. Und siehe da: Der Tüpfelfarn dankte es ihm mit einem leisen, aber kraftvollen Wachstum, das den Ort in einen grünen Zaubergarten verwandelte.
Die Nachbarn kamen und fragten: „Warum gerade der Tüpfelfarn? So klein, so unscheinbar?“ Der Gärtner lächelte nur und zeigte auf die Tüpfel. „Hier versteckt sich das Leben. Ein Farn mag leise sein, aber er überlebt Stürme, Trockenheit und Kälte – und gibt jedem Wald seinen Zauber zurück.“
So wurde die Tüpfelfarm ein stiller Schatz, ein Ort, an dem die unscheinbaren Dinge ihren großen Auftritt hatten. Und wer lange genug verweilte, konnte spüren, wie der Farn ihm ein kleines Geheimnis zuflüsterte: Man muss nicht laut sein, um die Welt zu verändern.