Bambus (Bambusoideae Luers.) – der Name geht auf einen indischen Volksnamen (bambos) zurück – ist eine „Pflanzengattung aus der Familie der Gräser, in welcher diese letztere ihre höchste Entwicklung erreicht, baumartige Gewächse mit schlanken, holzigen, nicht selten verzweigten Halmen, luftigen, zierlichen Blätterkronen, grasartigen Blättern und bisweilen riesigen Blütenrispen und Sträußern. Man kennt über 180 Arten in Asien, Amerika und Afrika; …“(Meyers Konversations-Lexikon. Leipzig 1874). Heute weiß man, dass Bambus in etwa 1000 bis 1500 Arten vorkommt. Er ist eine Unterfamilie der Süßgräser und kommt auf natürlichen Standorten in den Tropen und Subtropen sowie in der gemäßigten Zone, jedoch nicht in Europa und der Antarktis vor.
Während vor etwa 70 Jahren in einem guten Baumschulkatalog nur 2 winterfeste Bambusarten angeboten wurden, findet man heute in derartigen Katalogen 10 bis 13 Arten, z.T. in mehreren Sorten, in den Größen groß- bis riesenstrauchig, mittelhoch, kleinstrauchig und zwergig angeboten. Dieser Zuwachs ist sowohl auf erweitertes Wissen als auch auf die Klimaveränderung zurückzuführen. Die neue Winterhärtezonierung für Europa (Referenzperiode 1991 bis 2020; s. a. Gartenpraxis 09-2024) sieht Deutschland gegenüber 1984 gänzlich in der Winterhärtezone 7a oder wärmer (Ausnahme: Alpen). Aktuelle Baumschul-Angebote berücksichtigen diese Entwicklung. Kalte Winter können jedoch wohl auch jetzt noch zu Blätterverlust führen.
Bambusen sind Gräser mit hohlen oder vollmarkigen verholzenden Halmen und können bis zu 30 m hoch werden. Mit dem Erreichen der jeweiligen art-/sortentypischen Halm-Höhe ist das Höhenwachstum beendet, nicht jedoch das Breiten-Wachstum. Wie bei anderen Gräsern auch, bilden einige Arten Horste, andere treiben mehr oder weniger weit streifende Rhizome aus (wie z.B. die heimische Quecke). Deren unerwünschte Ausbreitung kann durch spezielle sachkundig eingebaute Rhizomsperren verhindert werden.
Ein Blühen der Bambusarten ist höchst selten zu erleben, bedeutet aber meist, dass dieser Bambus sein Lebensende erreicht hat. Der seit mindestens 7Jahrzehnten (Winterhärte 6b) hier verwendete Cham- oder Fontänen-Schirm-Bambus (Sinarundinaria nitida (Mitford) Keng) blühte um 2010, und zwar in allen Teilen Deutschlands mit letalem Ausgang. Die Pflanzen hinterließen jedoch keimfähigen Samen – der Autor erlebte dies im eigenen Garten -, so dass heute Baumschulen eine neue Generation dieser Bambus-Art anbieten können. Das Absterben ganzer Bambuswälder führte in China z.B. zu einer Hungersnot bei den Bambus-fressenden großen Pandas!
Hinsichtlich des Standortes ist zu lesen: “Wo ein Kirschbaum wächst, gedeiht auch ein Bambus.“ Der Standort sollte nährstoffreich und gut drainiert, jedoch nicht zu schnell austrocknend sein. Die günstigste Pflanzzeit ist das Frühjahr, denn auch Containerware wächst im Frühjahr und Sommer besser ein als im Herbst und kann so dem für die Pflanzen meist physiologisch trockenen Winter besser widerstehen. Obwohl in fernöstlichen Gärten Wasser, Steine (kleine Felsen) und Bambus gerne einander zugeordnet werden, lieben diese Gräser keinen nassen Standort!
In ihrem Kern-Wuchsgebiet nutzt man Bambusen und ihre Triebe/Halme in wohl allen Bereichen des Lebens: von der Küche bis zum Hochbau; sogar hierorts werden Bambusfahrräder angeboten! Im eigenen Garten kann ein liebevoll gepflegter mindestens mittelhoher Strauch z.B. ansehnliche ressourcenschonende Stäbe für allerlei im Garten benötigte Stützen liefern. Bambusen sind wie alle Gräser Windbestäuber und daher kein besonderer Beitrag zur Förderung von Bienen, Schmetterlingen und anderen Nektar- und Pollen-Suchenden. Bambus-Suchende finden in Anduze/Frankreich im Park „La Bambouseraie“ fast 200 Bambus-Arten in ansehnlichen und beeindruckenden Pflanzungen.
In den Gärten der Welt sind schöne Bambuspflanzungen vornehmlich im Chinesischen sowie im Japanischen Garten zu finden. Hohe Büsche werden oft so weit ausgelichtet, dass sie durchscheint werden können. Dazu treffen sich jährlich im Oktober Mitglieder des Vereins Freunde der Gärten der Welt zu einem gemeinsamen Arbeitseinsatz. Der nächste findet am 26.10.2024 statt.
Text und Fotos: Dr. H. G. Büchner