
Der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava (L.) Schweigt. et Körte) gehört in die Familie der Mohngewächse (Papaveraceae Juss.). Zur Familie der Lerchensporne gehören ca. 300-400 Arten die, bis auf wenige in Südafrika, in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel zu Hause sind. Die Arten sind ein- bis mehrjährig und bilden als Überwinterungsorgane Pfahlwurzeln, Knollen oder Rhizome aus. Sie blühen weiß, rot, gelb oder blau.


Der Gattungsname bezieht sich auf die Haubenlerche (griech. korydallos = Haubenlerche). Der gebogene Blütensporn erinnere, je nach Quelle, an den beschopften Kopf oder die Sporn-Kralle des Vogels. Das lat. ‚cava‘ bedeutet hohl, gewölbt und weist auf eine Eigenschaft der Knolle hin.



Der heimische Hohle Lerchensporn ist ein frühjahrsgrüner Knollen-Geophyt (Geophyt = krautartiges Gewächs mit unterirdischem Überwinterungsorgan). Die hohle Knolle liegt in 15 cm Tiefe. Die Art ist an den Wärme-Lichthaushalt des Laubwaldes angepasst und zieht nach Blüte im März/April und dem dann folgenden schattengebenden Laubaustrieb ein, um dann erst im nächsten Frühjahr wieder auszutreiben, dies aber bedeutet, dass der Pflanzenplatz dann leer ist! Bevorzugte Standorte sind feuchte Auen- und Schluchtenwälder – artenreiche Laubmischwälder, Gebüsche auf frischen lockeren, tiefgründigen, nährstoff- und basenreichen Lehmböden; allerdings wachsen sie beim Autor fröhlich in einem alten Garten auf grundwasserfernem Talsand.

Der Hohle Lerchensporn ist eine krautige ausdauernde Pflanze, die 10 bis 30 cm hoch wird und in den Farben weiß und (blau-)rot blüht, wobei die beiden Blütenfarben annähernd gleichstark im Bestand vertreten sind – es handelt sich dabei nicht um „Sorten“.




Dem Hohlen Lerchensporn ähnlich ist der Gefingerte oder Finger-Lerchensporn (C. solida (L.)Clairv.), der eine massive (solide) Knolle bildet, der zierlicher und nicht weißblütig wie C.c. ist. Die Art variiert hinsichtlich der Blütenfarbe von verschiedenen lila zu rot und Lachs-rosa. Gute Staudengärtnereien führen einige Sorten.


Die Bestäubung der Blüten wird von langrüssligen Hummeln vollzogen, jedoch beißen „intelligente“ körperlich benachteiligte Hummeln den Nektar-führenden Sporn seitlich an und verschaffen so auch „Kurzrüsslern“ Zugang zu dem süßen Saft – ohne der Pflanze eine Gegenleistung zu geben. Die Samen haben ein Ölkörperchen (Elaiosom), das wie bei vielen anderen Waldbodenpflanzen der Ausbreitung durch Ameisen dient (s. Pflanze des Monats März 2022: Das Duft-Veilchen). Will man die Pflanzen ansiedeln, benötigen sie nach dem Einwachsen kaum einer besonderen Pflege; den Fleißigen ins Stammbuch: jedes Hacken, Graben oder Laubharken ist – auch wenn es schwer fällt – ganzjährig zu unterlassen! Je nach Standort und „Pflege“ entwickeln diese Lerchensporne dann dank der Ameisen über die Jahre hin einen nicht unbeträchtlichen Ausbreitungsdrang und können so auch Grenzen-überwindend ansehnliche Bestände bilden.

Ein ganzjährig „sichtbarer“ gelbblühender Lerchensporn ist der in blütenlosem Zustand zum Verwechseln farnähnliche Farnblättrige L. (C. cheilanthifolia Hemsl.); ‚Cheilanthes‘ ist der botanische Name der Lippen-, Pelz- oder Schuppenfarne. Dieser unempfindliche, leicht zu kultivierende Lerchensporn eignet sich besonders für absonnige bis schattige Plätze in frischen bis feuchten Steinanlagen.
Text und Fotos: Dr. H. G. Büchner