
Der Gewöhnliche Judasbaum (Cercis siliquastrum L.) gehört bisher mit 5 (jetzt 9 bis 10) weiteren Arten zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae Lindl.); der Gattungsname „Cercis“ geht zurück auf griech. „kerkos = Weberschiffchen“, dem die Frucht gleichen soll. „Siliquastrum“ bedeutet Baum mit „unechten Schoten“ (lat. siliqua = Schote). Die Baumschulen bieten darüber hinaus – auch diese in mehreren Sorten – den Kanadischen J. ( C. canadensis L.) sowie den Chinesischen J. (C. chinensis Bunge) an. Der Gewöhnliche Judasbaum ist rings um das Mittelmeer beheimatet, der Kanadische J. Ist in Nord-Amerika und der Chinesische J. In Mittel-China zu finden. Der Gewöhnliche und der Kanadische Judasbaum wurden in Deutschland schon 1811 lt. Theodor Theuß (Blumenlexikon) als Ständchen in Weimar, Wörlitz, Leipzig … zum Kauf angeboten.


Hinsichtlich des deutschen Namens gibt Franz Boerner folgende Erklärung: „Der orientalische Judasbaum wächst so krumm, weil sich Judas Ischarioth an ihm erhängt haben soll. Doch gibt die Bibel keinen Aufschluss darüber. Nach anderer Auslegung hat sich Judas Ischiariot an einem Feigenbaum oder der babylonischen Weide erhängt. Der Glaube, dass Cercis dieser Baum gewesen sei, scheint mir eine recht moderne Unterstellung zu sein, denn noch die Gelehrten des 16. Jahrhunderts wie Clusius und Dodonaeus nannten ihn seiner Heimat wegen arbor judae, den Baum aus Judaea.“

Herrmann Göritz beschreibt Cercis: „In der Heimat kleine Bäume, bei uns baumartige Sträucher von malerischen Bau, die im April und Mai, wenn vor den Blättern überall am kahlen Gezweig und am alten Holz die rosa Blüten einzeln oder in Büscheln erscheinen, einen überraschenden und äußerst reizvollen Anblick bieten. Auch das herzförmige Laub ist schön und stets gesund. Hervorragend zur Einzelstellung.“ Dem Laubfall geht keine Herbstfärbung voran.

Das Gehölz liebt kräftigen Boden, auch nahrhaften, jedoch nicht sauren Sandboden; Kalkgaben fördern das Wachstum! Die jungen Pflanzen sollen weniger frosthart sein, jedoch schreibt Harri Günther (Potsdam- Sanssouci): „Frostempfindlichkeit in der Jugend konnte vom Verfasser bei zahlreichem Aufwuchs nicht beobachtet werden.“ Für die Neupflanzung empfiehlt sich Ballenpflanzung, späteres Umpflanzen gilt als heikles Unternehmen.

Die rosaroten Schmetterlingsblüten erscheinen an jüngeren und älteren Zweigen sowie unmittelbar am Stamm; diese Besonderheit bezeichnet man als „Cauliflorie“, d.h. Stammblütigkeit. Mit ihr, so wird vermutet, soll schwereren Tieren der Zugang zu den Blüten, zum Zwecke der Bestäubung, erleichtert werden; verbreitet ist diese Eigenschaft bei wenigen tropischen Pflanzenfamilien, die bekannteste Art ist wohl der Kakao. In unserer Flora zeigt diese Blütenplazierung einzig der Echte Seidelbast (Daphne mezereum L.).

In den Gärten der Welt blüht der Judasbaum im Orientalisch-Islamischen Garten.
Text und Fotos: Dr. H. G. Büchner