Pflanzen des Monats Juli 2023: Die Taglilien

Die Taglilien (Hemerocallis L.) gehören nach dem neueren Stand der Taxonomie zur Unterfamilie der Tagliliengewächse (Hemerocallidoideae Lindl.) in der Familie der Grasbaumgewächse (Xanthorrhoeaceae Dumort.); sie gehören jedoch nicht zu den (giftigen) Liliengewächsen (Liliaceae Juss.). Der botanische Name setzt sich aus griech. hemeros = Tag sowie kallos = Schönheit zusammen und nimmt darauf Bezug, dass die Einzelblüten der meisten Arten nur einen Tag blühen. Die Gattung Taglilien besteht aus etwa 20 Arten, die in Indien und östlich Indiens beheimatet sind. Die Braunrote T., wie auch die Gelbe T. wurden schon im 16. Jh. in Europa beschrieben, vermutlich waren sie durch Kreuzzügler und/oder Seefahrer schon weit eher „eingeführt“ worden und dann in geeigneten Biotopen verwilderten.

Taglilien werden in China seit Jahrtausenden als Lebensmittel und Arzneipflanzen kultiviert; verwendet werden wohl alle Teile der Pflanzen, doch nach Roh-Genuß soll es zu Halluzinationen kommen können; aus den getrockneten zähen Laubblättern wurden Sandalen geflochten. In Asia-Märkten gibt es getrocknete Blüten als Kochzutat.

Die reinen (botanischen) Arten sind wohl nur noch für Sammler und Züchter interessant. Wichtig sind sie für die mehr als 30 000 Arten, die nun schon seit Jahrhunderten gezüchtet wurden. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Taglilien bei nordamerikanischen Züchtern, allerdings sind nicht alle ihre Sorten in unserem Klimagebiet winterhart.

Die Höhe der Pflanzen (Blätter und Blütenstiele) liegt je nach Sorte zwischen 35 und 120 cm. Die Größe der Blüten liegt zwischen 8 und 18 cm im Durchmesser in den Farben: weiß, blassgelb, gelb, orange, rot, korallen- und lachsrosa, purpurn, schwarzpurpurn, violett, lavendelblau. Es gibt Sorten mit unterschiedlich gefärbtem Blütenschlund und -röhre, auch fehlen gefüllte Blüten nicht …Die beonders durable Braune Taglilie wächst auch auf dem Schotter von Bahndämmen und erwarb damit sich den Ehrenname ‚Bahnwärter-Taglilie‘.

Taglilien sind Stauden, die ihre Blätter fast alle im Winter einziehen, die Wurzeln sind spindelförmig und verdicken sich zuweilen zu länglichen Knollen. Vegetativ vermehren lassen sich die Pflanzen durch Teilung: ein Stückchen des Stammes mit einem Auge (Knospe) und einer gesunden Wurzel. Die Blütezeit der Taglilien liegt je nach Sorte zwischen Mai und Oktober mit Schwerpunkt im Juli. Die langlebigen Hemerocallis sind hinsichtlich ihrer Standorte anspruchslos – ausgenommen trockene und arme Sandböden. Düngergaben wirken sich auf Wachstum und Blüte jedoch positiv aus; Halbschatten wird toleriert.

Mit der Zeit wachsen sich die Pflanzen zu großen Horsten aus und verdämmen „Wildkräuter“ (vulgo: Unkraut). Die Taglilien erfüllen damit alle Anforderungen an eine Pflanze für den „Intelligenten Faulen“ (nach Karl Foerster). Ärgerlich ist zuweilen das Auftreten der Hemerocallis-Gallmücke, die ihre Eier in Blütenknospen legt, die dann nicht „ordnungsgemäß“ aufblühen. Die befallenen Knospen sollten über den Hausmüll entsorgt werden.

In den Gärten der Welt findet man Taglilien u.a. im englischen Garten und im Rhododendronhain.

Text und Fotos: Dr. H. G. Büchner