Die Wald- oder Hohe Primel (Primula elatior (L.) Hill.) – auch Hohe oder Große Schlüsselblume genannt – ist eine der ersten heimischen Frühjahrsblumen. Der wissenschaftliche Name nimmt darauf Bezug (prima lat. = die Erste). Der Artname (elatior lat. = höher) vergleicht diese Himmelschlüssel-Art mit der niedrigeren Echten oder Wiesen-Schlüsselblume (P. veris L.). Der deutsche Name beider Arten bezieht sich auf ihre vornehmlichen Standorte: die Wiesen-Primel findet man auf bzw. in trockenen Wiesen, Gebüschen und lichten Wäldern – dahingegen die Wald-Primel in frischen bis feuchten Laubwäldern, Bach- und Grabenrändern und auch auf extensiv genutzten Gebirgswiesen.
Die deutschen Namen „Schlüsselblume“ oder „Himmelschlüssel“ sind wohl auf die einem altväterlichen Schlüsselbund ähnliche Gestalt des Blütenstandes zurückzuführen.
Die Gattung gab ihrer Familie den Namen „Primelgewächse“ (Primulaceae Batsch), die mit 58 Gattungen und ca. 2590 hauptsächlich krautigen Arten vor allem auf der Nordhemisphäre vertreten ist. Die Primeln besiedeln viele Lebensräume, von Sümpfen bis ins Hochgebirge, vom Frostboden bis in die Tropen; besonders viele Arten findet man im Himalaja.
Die Primeln werden je nach Verwendungszweck gruppiert: nach systematischer botanischer Taxonomie ( … Klasse, Ordnung, Familie …, Gattung …, Art …); nach gärtnerisch bedeutsamen Wuchsmerkmalen (Kissenprimeln, Ballprimeln, Doldenprimeln, Glockenprimeln, Kandelaberprimeln) …; nach der Blütezeit (7 Zeitgruppen – von Anfang März bis August) … Die Wald-Primel ist eine Doldenprimel und blüht zwischen März und Mai (2. und 3. Zeitgruppe).
Die hellgelb blühende Wald-Primel wird 10 bis 30 cm hoch, sie ist eine mit einem Rhizom überwinternde Staude, die frischen, nicht zu trockenen lehmigen Humusboden liebt und in Sonne und Halbschatten gedeiht; an zusagenden Standorten vermehrt sich die Art durch Selbstaussaat.
Im Handel werden Sorten in vielen Farben und Formen angeboten, vor allem Hybriden der Hohen Primel mit verschiedenen anderen Arten, vornehmlich mit der Wiesen-Primel und der Stängellosen Primel (P. vulgaris Huds.). Man bezeichnet sie als Primula-Elatior-Hybriden (in England: P. xpolyantha Mill.)
Viele dieser Sorten haben den bescheidenen Charakter einer Frühjahrsblüherin verloren und sind durchaus mit exaltierten Modellen einer Modenschau zu vergleichen. Leider werden auch diese Pflanzen vor allem als Wegwerfware (WWW) gezüchtet und behandelt, durch Kurzlebigkeit, bzw. einen nach 3 bis 4 Jahren nachlassenden Blütenreichtum mancher Sorten wird dies gefördert. Karl Foerster ermunterte die Züchter, durch Auslese wesentlich länger blühende Sorten zu finden (Im Garten des Autors hat sich eine Staude über Jahre hinweg ihre Vitalität und Blühfreudigkeit erhalten – siehe Bild unten). Der nachlassenden Blühfreude kann man jedoch durch Auswechseln des Bodens am Standort begegnen.
Die Bestäubung erfolgt durch Hummeln und Falter, der Samen wird aus der Kapselfrucht heraus durch den Wind und Erschütterungen verbreitet.
In den Gärten der Welt ist die Wald-Primel am Karl-Foerster-Garten zu finden.
Text und Fotos: Dr. H. G. Büchner