Die Wohlriechende oder Purpus Heckenkirsche (Lonicera x purpusii Rehd.) entstand spontan vor 1920 in Darmstadt aus einer Kreuzung der chinesischen Arten L. fragrantissima Lindl. et Praxt. X L. standishii Jacques Mit dem Gattungsnamen wird des deutschen Arztes und Naturwissenschaftlers Adam Lonitzer (1528-1586) gedacht; der Artname würdigt die Brüder Joseph Anton (1860-1932) und Carl Albert (1853-1941) Purpus, die eine besondere Beziehung zum Botanischen Garten Darmstadt hatten.
Zur Gattung Lonicera L., das sind Heckenkirschen und Geißblätter, gehören rund 180 Arten, die in den gemäßigten Gebieten der nördlichen Halbkugel beheimatet sind. Es sind sommer- oder wintergrüne Sträucher (vor allem Heckenkirschen) sowie rechtswindende Lianen (vor allem Geißblätter wie z.B. „Jelängerjelieber“).
Heckenkirschen wurden und werden gerne als füllende Hintergrundsträucher (Decksträucher) in großen Anlagen verwendet; sie sind durabel, preiswert und frühaustreibend. Der Dendrologe Franz Boerner schrieb 1961: “L. purpusii ist ein bis 2 m hoher, ausladender Busch mit oft etwas wintergrüner Belaubung. Bei mildem Wetter öffnen sich bereits im Februar die duftenden, rahmweißen Blüten, und eine magnetische Anziehungskraft geht von blühenden Büschen aus. Da die Blütezeit sich mit der des Seidelbastes (Daphne mezereum) und der Kornelkirsche (Cornus mas) überschneidet, bilden die drei ein wundervolles Vorjahrsgestirn, um so mehr, da sie alle ähnliche Ansprüche stellen, d.h. eine etwas schattige Lage zwischen oder unter Bäumen, und einen humosen Boden vorziehen. Das will aber nicht besagen, daß sich L. Purpusii im vollen Licht versagte. Ihretwegen allein lohnt es sich, daß es die Lonicera gibt.“
Die Art sollte in kleiner Gruppe oder in Einzelstellung, z.B. in der Nähe des Hauses gepflanzt werden. Geschnitten sollte der Blütezeit zwischen Dezember und März wegen zumindest im Herbst und Winter nicht! Grundsätzlich sollten frei wachsende Sträucher – z.B. auslichtend zur Verjüngung – so geschnitten werden, dass man von den Schnitten nichts sieht; die Schnitte sollten tief unten am oder im Boden erfolgen, die Gestalt, der Charakter des Gehölzes sollte, im Gegensatz zum alles egalisierenden Hausmeisterschnitt (s. Pflanze des Monats April 2022: Die Armblütige Scheinhasel) tunlichst erhalten bleiben.
Die Früchte der Wohlriechenden Heckenkirsche sind rot. Die Bestäubung der Blüten erfolgt wohl durch Hummeln, da diese bereits bei 5 Grad fliegen können.
In den Gärten der Welt ist Purpus Heckenkirsche am süd-westlichen Rand des Karl-Foerster-Gartens zu finden (z.Zt. Baustelle).
Text und Fotos: Dr. H. G. Büchner