Unser 10. Workshop „Gartenkunst im Dialog“, am 7. November im großen Saal des Besucherzentrums der Gärten der Welt veranstaltet und mit über 60 Teilnehmern außerordentlich gut besucht, kam diesmal ein wenig provokativ daher: Drei kontroverse Thesen wurden vorgetragen, um die Diskussion über Gegenwart und Zukunft der Gärten der Welt in Schwung zu bringen: Sollen diese vorwiegend dem Erholungsbedürfnis der Anwohner gerecht werden, sind sie in erster Linie als Gartenkunst mit entsprechendem Bildungsauftrag zu verstehen, oder sollen sie als „Eventlocation“ den Tourismus für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf befördern?
Zunächst aber hat es sich der Vorstand nicht nehmen lassen, unser Vereinsmitglied der ersten Stunde, Herr Dr. Heinrich Niemann, nachträglich anlässlich seines kürzlich gefeierten 75. Geburtstages zu ehren.
Die Überschrift des Beitrages fasst das Resultat des Workshops – der Referate, der Diskussionsbeiträge aus dem Publikum und der Abstimmung mittels Glasmurmeln – eigentlich schon zusammen: Alle drei Zweckbestimmungen haben ihre Berechtigung, sind miteinander verwoben und schließen einander nicht aus.
Im ersten Vortrag blätterte unser Vorstandsmitglied Dr. Hans Georg Büchner einen „Almanach der Gartenkultur“ auf und erinnerte das Publikum an die Entstehungsgeschichte der heutigen hochwertigen und hochdekorierten Gartenanlage. Deren Pflege und Erhaltung darf nicht in Frage gestellt werden – Nutzung, aber nicht Vernutzung!
Frau Ursula Renker, in der SenUVK verantwortlich für Freiraumplanung und Grünanlagen, referierte anschließend über „Das Berliner Stadtgrün und seine besonderen Gärten“. Berlin verfügt, das wurde in ihrem Vortrag ganz deutlich, über viele ganz unterschiedliche und allesamt schützenswerte Gärten, unter denen die GdW aber als „Leuchtturm“ herausragen.
Die Parkbotschafterin der Gärten der Welt, Frau Beate Reuber, sprach dann das Thema der Veranstaltung ganz direkt an: „Park und Event – Gegensatz oder Ergänzung“ war ihr Vortrag übertitelt. Sie arbeitete heraus, dass bei sensiblem Herangehen an die Erfordernisse des Schutzes der wertvollen Anlagen kein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen Veranstaltungen und Erholungswert besteht. Zeitweilige Einschränkungen in der Nutzung durch temporäre Aufbauten u.ä. muss man allerdings schon hinnehmen. Frau Reuber erläuterte auch, wie die Grün Berlin GmbH mit ihrem neuen Marketingkonzept neue, auch jüngere Besuchergruppen in den Park holen will.
Die Fa. Gröschel Branding GmbH war vom Bezirk M-H mit einer Tourismusstudie beauftragt worden. Herr Lothar Gröschel trug daraus unter dem Titel „Willkommen im Raumlabor!“ interessante Einzelheiten und Resultate vor. Kurz auf den Punkt gebracht: Wenn es im Bezirk ein Highlight gibt, mit dem man künftig noch stärker touristisch punkten kann, dann sind es die Gärten der Welt!
Der Vortrag von Herrn Frank Heise, bei visitBerlin für die touristische Vermarktung des Bezirks M-H zuständig, informierte über die Ergebnisse einer touristischen Markenstudie aller 12 Berliner Bezirke und wie sich unser Bezirk darin einordnet. Auch er bekräftigte die Potenziale, die die GdW für eine positive Besetzung des Begriffs „Marzahn-Hellersdorf“ bieten.
Frau Birgit Specht von der Werbeagentur Runze & Casper, die mit der Durchführung von Gästeführungen in den GdW beauftragt ist, und Pritzi, der selbst Gästeführer ist, warfen sich dann unter dem Titel „Weltreise zu Fuß“ zur Freude des Publikums die Bälle zu und machten dabei Erfolge und Defizite bei der Gewinnung von Besuchergruppen deutlich.
In der Pause gab es nicht nur ein liebevoll arrangiertes Snack-Buffett, sondern auch Aufgaben zu lösen: Die Workshop-Teilnehmer waren aufgefordert, ihre drei bei der Anmeldung empfangenen Murmeln beliebig den drei vorgetragenen Thesen zuzuordnen. Als Ergebnis entstand so ein (natürlich nicht repräsentatives) Meinungsbild. Darüber wurde die Pause auch genutzt, um Meinungen, Anregungen oder Fragen zu formulieren und an die bereitstehenden Pinwände zu heften.
Diese bereicherten dann die anschließende Talkrunde, bei der die Referenten, ergänzt durch Herrn Schmidt von Grün Berlin und unseren ehemaligen Vereinsvorsitzenden Herrn Reinheckel, Gelegenheit hatten, ihre Sichtweise zu vertiefen und auf Fragen aus dem Publikum zu reagieren. Moderiert wurde die Runde in lockerer und fröhlicher Art durch den Vereinsvorsitzenden Pritzi.
Nach vier kurzweiligen Stunden haben nach meiner Wahrnehmung sowohl die Referenten, als auch das Publikum den perfekt eingerichteten Saal im Besucherzentrum der GdW mit dem Gefühl verlassen, einer qualitativ hochwertigen Veranstaltung beigewohnt zu haben. Und der Vorstand des Vereins war froh und erleichtert, diese Herausforderung wieder einmal mit den bescheidenen Mitteln des Vereins gemeistert zu haben.
Text und Fotos: G. Költzsch
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