Das Projekt “Blütenvielfalt”

Im Februar 2021 startete die Grün Berlin GmbH einen Aufruf zur Teilnahme am Reallabor „Kienbergpark mitgestalten“. Dieser Aufruf wurde unter anderem auch an die Mitglieder des Vereins Freunde der Gärten der Welt e.V. verteilt. So entstand das Projekt „Blütenvielfalt“: Was ist aus der zur IGA Berlin 2017 angelegten Wildblumenwiese oberhalb des Gottfried-Funeck-Weges geworden?

Wildblumenwiese zur IGA 2017

Vereinsmitglieder, Park-Guides und interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Marzahn-Hellersdorf haben den Blütenbestand einer kompletten Vegetationsperiode  von April bis September beobachtet. Jeweils zwei Mal im Monat traf sich die Gruppe, um unter fachkundiger Anleitung von unserem Vereinsmitglied Barbara Rank zu schauen, was in welcher Häufigkeit blüht. Dazu wurde eine Blütenfibel erstellt, die immer wieder durch Neuentdeckungen ergänzt wurde. Es wurde Erstaunliches festgestellt: Von den 10 in der Aussaatliste 2016 gelisteten Arten konnten 2 nicht nachgewiesen werden, aber insgesamt wurden 70 Arten beobachtet.

Bei der Blütenbeobachtung im Kienbergpark

Bei den 70 dokumentierten Arten sind die Gräser noch nicht einmal erfasst. Frank Schuschke, ebenfalls Vereinsmitglied, ist ein Gräser-Spezialist. Er hat sich gezielt dem Bestand an Gräsern gewidmet. In der Saatliste von 2016 waren 3 Arten vermerkt, die 75% der Gesamtsaatgutmenge an Süßgräsern ausgemacht haben. 2021 wurden 19 Gräser-Arten gefunden. Dabei wurde das 2016 gesäte Silbergras nicht mehr gefunden.

Gräser und Wildblumen

Wer sich viel an einer Wiese aufhält, dem fallen natürlich die Insekten auf. Corinna Günzel vom Freilandlabor Marzahn, inzwischen auch Vereinsmitglied, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Bestand an Insekten zu erfassen. So kam ein weiterer Aspekt unseres Projektes hinzu. Einfache Logik: Keine Blüten – Keine Insekten / Keine Insekten – Keine Blüten. Sie bedingen einander. So konnten wir auf unserer Wiese die biologische Vielfalt auf eine sehr praktische Art begreifen. Im Bestäuber-Netzwerk  auf unserer Wiese wurden 68 verschiedene Insekten – Arten gefunden. Von einer Art Ameisen über 14 Arten von Käfern bis zu 20 verschiedenen Wildbienen – Arten wurden die unterschiedlichsten Insekten ermittelt. Das Ganze lief zwar nicht nach streng wissenschaftlichen Methoden ab, aber bei der Artenbestimmung wurden fachkundige Expertisen eingeholt.

Eine Hosenbiene

Das Projekt wurde im Jahresverlauf immer umfangreicher. Warum sollte man nicht auch Samen von all den wundervollen Wildblumen sammeln? So wurden von den am häufigsten vorkommenden 19 Arten Samen gesammelt, gesäubert, getrocknet, gut miteinander vermischt und in 500 Samentüten verpackt.

Projektmitglieder beim Reinigen des Saatgutes

Ein Flyer mit Begleitinformationen wurde entwickelt, der gemeinsam mit den Samentüten für die Umweltbildung bereitgestellt wird. Das Projekt ist noch nicht beendet. Gemeinsam mit der Grün Berlin GmbH, die das Projekt kompetent begleitet hat, werden die Ergebnisse aufbereitet und auf der Website „Reallabor Kienbergpark“ präsentiert. Dazu gehört dann auch der entstandene Blühkalender, 19 Steckbriefe zu den 19 in der Samentüte enthaltenen Samen-Arten und Wissenswertes rund um die Wildblumenwiesen im Kienbergpark. Das alles kann dann bald per QR-Code direkt an der Wildblumenwiese im Kienbergpark abgerufen werden. Und wie die 500 Samentüten auf regionale Umweltbildungseinrichtungen verteilt werden, ist auch noch nicht festgelegt.

Die Etiketten der Samentüten

In einem Workshop „Die Wildblumenwiese – Ein Beitrag zu biologischen Vielfalt“ werden die Ergebnisse des Projektes vorgestellt und mit Fachleuten diskutiert. Dazu gehört dann auch eine Diskussion zur richtigen Pflege von Wildblumenwiesen, damit wir uns alle noch viel mehr an der Natur erfreuen können.

Text: G. Pritzlaff (Pritzi)
Fotos: Projekt Blütenvielfalt