Pflanze des Monats Juli: Das Zimbelkraut

Das Zimbelkraut (Cymbalaria muralis P. Gaertn., B. Mey. et Scherb.) wird nach neueren molekulargenetischen Untersuchungen den Wegerichgewächsen (Plantaginaceae Juss.) zugeordnet, zuvor wurde es aufgrund der Blütengestalt zu den Rachenblütlern (Scrophulaiaceae Juss.) gezählt. Die Zimbelkräuter sind mit 15 Arten im Mittelmeergebiet und in Westeuropa verbreitet, einzig C. muralis ist in Mitteleuropa seit dem 17. Jh. eingebürgert. In Berlin wurde die Art durch den Ingenieur und Schriftsteller Heinrich Seidel (1842 – 1906 ), einem bekennenden Florenverfälscher, „angesalbt“, indem er die Staude “zur Bereicherung der heimischen Flora” in Ufermauern ansiedelte. Diese Art der Florenfälschung verbietet in Deutschland heute das Naturschutzrecht.

Zimbelkraut auf einem geschotterten Dach

Die Art wird als Zierpflanze verwendet, sie verbreitet sich als Gartenflüchtling auch außerhalb der Gärten durch Selbstaussaat und gehört so zu den Neophyten. Der Name Cymbalaria nimmt Bezug auf griech.- kymbalon = Zymbel oder Schallbecken – der in der Mitte vertieften Blattspreite wegen; lat. muralis = an Mauern wachsend. Das Zimbelkraut wächst mit fadenförmigen Trieben vornehmlich in den Fugen und Ritzen alter, halbschattig gelegener Mauern, besiedelt jedoch auch Felsspalten und Geröll sowie Steinbrüche und Bachufer und vermag schwächere Pflanzen durchaus zu überwuchern. Die 30 bis 60 cm langen Triebe bewurzeln sich an den Knoten.

Einzelblüte des Zimbelkrauts

Die zahlreichen von Juni bis September erscheinenden Blüten, erinnernd an kleine Löwenmäulchen, recken sich zum Licht, wohingegen die Früchte sich vom Lichte abwenden und die Tiefe von Fugen und Ritzen suchen – so ein Bespiel für positive und negative Phototropie (Bewegung ortsfester Pflanzen zum Licht hin) gebend.

Zimbelkraut in einer Tuffstein-Schale

Bestäubt wird das Zimbelkraut durch Bienen und Schwebfliegen, auch ist Selbstbestäubung zu beobachten. Die Fruchtreife erfolgt in den Monaten August und September. An Mauern bilden die Pflanzen auffällige, hängende Kissen.

Zimbelkraut als Epiphyt

Die Art ist stickstoff- und kalkliebend. Verluste durch widrige Witterungseinflüsse werden meist schnell durch kleine Restpflänzchen und Samen ersetzt.

Text und Fotos: Dr. H. G. Büchner