Am Sonntag, dem 13. Oktober – der Sommer hat sich mit 25 Grad noch einmal zurückgemeldet – finden sich 15 Freunde der Gärten der Welt am vereinbarten Treffpunkt Möckernstraße 26, direkt am Deutschen Technikmuseum ein. Dort befindet sich auch einer von vielen Zugängen zum Park am Gleisdreieck, den wir an diesem Tag unter fachkundiger Leitung erkunden wollen.
Das Areal hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, wie uns Herr Markus Kohlke erläutert: Ab den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden dort ausgedehnte Eisenbahnanlagen, der Anhalter und der Potsdamer Güterbahnhof. Eine Vorstellung davon bekommt man, wenn man auf einer der ursprünglich 40 Yorckbrücken steht: Jede der Brücken steht für ein Gleis, das die Yorckstraße queren musste.
Im 2. Weltkrieg wurden die Bahnanlagen durch die Alliierten bombardiert und schwer zerstört, Personen- und Güterverkehr wurden eingestellt (lediglich U- und S-Bahngleise wurden noch genutzt) und die Natur eroberte sich das Gelände zurück.
Zur Nutzung der Bahnbrache gab es in der Folge unterschiedliche Bebauungsabsichten beim damaligen Westberliner Senat, es formierte sich aber Widerstand aus der Bevölkerung mit dem Ziel, die Fläche als innerstädtische Erholungsfläche für die Allgemeinheit zu erhalten. So entstanden schließlich zwischen 2011 und 2014 zunächst der Ost- und dann der Westpark, ein einmaliges Ensemble aus Ruhe- und Aktivitätsbereichen, durchzogen von einem Wegenetz der „zwei Geschwindigkeiten“, wo sowohl der Spaziergänger, die Oma mit dem Strickzeug, die Familie mit Kleinkindern, als auch der sportlich aktive Radfahrer, Läufer, Skater, Basketballspieler… zu seinem Recht kommt. Und der Park wird angenommen, wie wir uns überzeugen konnten, und das nicht nur von den Bewohnern der anliegenden dicht bebauten Wohnquartiere, sondern auch von vielen Touristen für eine kurze Auszeit vom stressigen Sightseeing, denn die City mit dem Potsdamer Platz ist in unmittelbarer Nähe.
Interessant war für uns als Freunde nicht nur der Gärten der Welt in Marzahn, sondern des Stadtgrüns überhaupt, wie es gelungen ist, aus einer Industrie- eine Parklandschaft zu gestalten, dabei das Vergangene sichtbar zu halten und Neues zu integrieren.
Und wieder mal die Erkenntnis: Die Natur braucht uns Menschen nicht, sie erobert sich das Terrain, das wir ihr einst entzogen haben, wieder zurück. Aber wir brauchen die Natur!
Text: G. Költzsch, Fotos: G. Költzsch (4), M. Tschauder (1)