Radwanderung entlang der Wuhle oder Grünpflege durch extensive Beweidung

Über 30°C, viel Sonne – kurz, ein guter Tag für unsere Radwanderung entlang der Wuhle.

Gemeinsam mit der Diplom-Biologin Beate Kitzmann, Leiterin von „Naturschutz Berlin-Malchow“, starteten wir am S-Bahnhof Ahrensfelde in Richtung Wuhletal. Der dortige Wuhlewanderweg ist eine unserer grünen Oasen mit einem fantastischen Ausblick.

Ziel der Radtour war aber nicht nur der Genuss des Stadtgrüns, sondern mehr über das Thema ökologische Beweidung und Naturschutz entlang der Wuhle zu erfahren. Unsere erste Station war demnach auch der Eiche-Park. Das Projekt ist ein Refugium für vom Aussterben bedrohte heimische Haustierrassen. Es ist gemeinsam mit Naturschutzverbänden erarbeitet worden. Hier werden nur Nutztiere gehalten und so als natürliche „Landschaftspfleger“ eingesetzt, die auf der Roten Liste der „Gesellschaft zu Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“ (GEH) geführt sind.

Die Idee dahinter: Pflege durch Nutzung. Das spart nicht nur menschliche Arbeitskraft und Diesel oder Benzin für Maschinen, hilft Grünschnitt, der kompostiert oder anderswie verarbeitet werden muss, zu vermeiden, sondern wirkt auch gegen Monokulturen. Das Beweidungskonzept verbindet nachhaltige Landschaftspflege mit den genügsamen Ansprüchen der Tiere und dem Erhalt der standorttypischen Vegetation und Fauna. Ohne Zufütterung sinkt zudem der Nährstoffgehalt in den Böden, was insbesondere seltenen Pflanzenarten Vorteile bietet.

Die weitere Fahrt führte uns dann entlang der Wuhle vorbei an den Ahrensfelder Bergen zum Kienberg. Der Bereich der Wuhle unmittelbar am Kienberg ist die ursprünglich aus der Eiszeit stammende Schmelzwasserrinne. Dieser nördliche Bereich des Tals weitet sich mit dem Wuhleteich auf und gehört zu den beliebtesten Grünanlagen im Nordosten Berlins.

Auch hier gibt es Beweidungsflächen. Doch der Vandalismus macht den Flächen zu schaffen. Viele Menschen in der Stadt haben leider nur noch wenig Bezug zu unser Stadtnatur oder den natürlichen Abläufen. Umweltbildung ist daher eine wichtige Grundlage auch für die Beweidungskonzepte im Wuhletal. Nur mit der nötigen Akzeptanz bei den Nachbar*innen, kann es gelingen, riesigen Grünflächen entlang der Wuhle naturnah zu pflegen und damit auch die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten und zu erleben.

Das Thema Wasserstand in der Wuhle war dank fachkundiger Begleitung vom Nabu auch immer wieder Thema. Die Vorplanungen für eine zweite Renaturierung laufen aktuell. Ziel ist es unter anderem die Wasserführung zwischen Alter und Neuer Wuhle so zu verbessern, dass es im Verlauf der Wuhle wieder mehr Wasser gibt – für Flora, Fauna und uns Besucher*innen.

Abschluss fand unsere Radwanderung dann nach ziemlich genau 2 Stunden am S- und U-Bahnhof Wuhletal.

Text: S. Ziller
Fotos: G. Pritzlaff