Der Holunder – u. a. auch Holler oder Flieder genannt – (Sambucus nigra L.) ist ein Gehölz aus der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae E.Mey.). Die Gattung Holunder ist mit etwa 25 Arten vorwiegend sommergrüner Sträucher oder kleiner Bäume überwiegend in den gemäßigten und subtropischen Zonen der nördlichen Halbkugel vertreten. Sambucus ist ein römischer Pflanzenname, das lateinische ‚nigra‘ heißt ‚schwarz‘.
Schwarze Holunder können zu 5 bis 7 m hohen und breit ausladenden Sträuchern oder Bäumen heranwachsen, wobei ein flaches weitreichendes Wurzelwerk ausgebildet wird. Die weit verbreitete Art ist winterhart, robust sowie anspruchslos und gedeiht sowohl auf nicht zu trockenen sandigen als auch mittelschweren Böden in Sonne und Halbschatten; sie gilt als Ruderalpflanze, d. h. sie wächst auf vom Menschen geschaffenen oder doch stark beeinflussten Standorten (z.B. Schuttplätze und Wegränder), die oft nährstoffreich sind. S. nigra ist ein guter Humusbilder und als Stickstoffanzeiger oft in und an Viehausläufen, wie z.B. Pferdekoppeln, zu finden – auch weil er vom Vieh nicht verbissen wird.
Das Gehölz blüht zwar mit sehr schönen Blütenständen, ist sonst aber eher „gewöhnlich“. Franz Boerner beschreibt dies so: „ So schön ein großer Holunderstrauch im Schmuck seiner riesigen weißen Blütenstände im Juni und im frühen Herbst im Fruchtbehang ist, so vulgär sieht er doch in allen übrigen Jahreszeiten aus. Außerdem ist der Duft seines Laubes wenig angenehm. Soll man ihm im Garten einen Platz gönnen? Ich weiß es nicht.“ Eine positive Antwort auf diese Frage geben Sorten der Art. Eindrucksvolle Exemplare der tiefroten, geschlitztblättrigen ‚Black Lace‘ mit rosa sich zu weiß öffnenden Blütenknospen sind in den Gärten der Welt im Rhododendron-Hain zu finden.
Der Schwarze Holunder findet seit alters her An- und Verwendung in Küche und Hausapotheke, wie z.B. die Blüten als Fliedertee, Holundersekt und Holundersirup, sowie die vollreifen Beeren als Holundersaft oder Obstwein; tunlichst zu berücksichtigen ist allerdings, dass Holunder nicht roh verwendet werden soll, die Giftwirkung roher Teile verschwindet jedoch beim Kochen. Den Germanen war der Baum heilig und der Frau Holle (Freya) geweiht. Das Holundermark der langen, an Sprossknoten armen „Wassertriebe“ hilft Studenten bei der Anfertigung von Dünnschnitten zum Mikroskopieren. Die in den reifen Beeren enthaltenen „natürlichen“ Farbstoffe dienten und dienen z.T. wieder dem Färben von Textilien und Lebensmitteln.
Am alten Holz lebender und toter Holunderbüsche wächst fast ganzjährig ein Ohrlappenpilz, das Judasohr (Auricularia auricula-judae (Bull.:Fr.) Quél.). Der Legende nach habe sich Judas an einem Holunder erhängt, daher rühren der unangenehme Geruch der Blätter und die Bitterkeit der Beeren. Die Ohren-Ähnlichkeit des Pilzes führte dann wohl zu diesem Namen. Das Judasohr ist verwandt mit einer ostasiatischen Art, die als Mu-Err (Chin.: Holzohr. Baumohr) aus der ostasiatischen Küche bekannt ist. Das Judasohr kann in der Küche ähnlich dem Mu-Err verwendet werden.
Der Schwarze Holunder ist eine auch Nektar führende duftende Pollenblume, die von kurzrüssligen Bienen, Käfern und Fliegen bestäubt wird, die Verbreitung des Samens erfolgt durch Vögel: Amsel, Drossel, … und Star. Der Schwarze Holunder verträgt starke Rückschnitte, auch ein „auf den Stock setzen“ bringt ihn nicht um. In unserem Florengebiet findet man neben dem Schwarzen Holunder noch den krautigen Zwergholunder oder Attich (S. ebulus L.) sowie den Trauben-Holunder (S. racemosa L.) einen bis zu 3 m hoher Strauch.
Text: Dr. H. G. Büchner
Fotos: K. Buhe, Dr. H. G. Büchner