Pflanze des Monats Dezember: Die Mistel

Misteln in Weiden

Die Laubholz-Mistel oder Weißbeerige Mistel (Viscum album L. – lat. viscum = Vogelleim, lat. albus = weiß) gehört neuerdings zu den Sandelholzgewächsen (Santalaceae R. Brown), Diese Familie ist weltweit, vor allem in den Tropen, mit etwa 990 Arten verbreitet.

Mistel in einer Birke

Die Mistel ist ein kurzstämmiger Kleinstrauch, der bis zu 1m breit und 70 Jahre alt werden kann. Das halbparasitäre Gehölz wächst mit immergrünen Blättern und gabeliger Verzweigung auf Ästen von Laubbäumen; es assimiliert zwar selber, entzieht seinem Wirt jedoch Wasser und Mineralsalze und schädigt damit zumindest den besiedelten Ast. Die Unterart der Laubholz-Mistel kommt ausschließlich auf Laubbäumen vor: auf Pappel (nicht jedoch der Pyramidenpappel), Weiden, Äpfeln, Ebereschen, Linden, Birken … Seltener werden Ahorn, Weißbuche, Eiche, Ulme und Esche besiedelt – nie jedoch Buchen. Andere Unterarten der Mistel wachsen auf Tannen, andere auf Kiefern.

Mistel, fruchtend

Das Gehölz kommt in wintermilden Lagen auf basenreichen, oft kalkhaltigen Böden vor. Es blüht zweihäusig von März bis Mai und ist sowohl windblütig als auch insektenblütig; Fliegen werden durch Geruch und Nektar angelockt. Die Früchte der Mistel sind zweisamige Beeren, die sich mit schleimig-klebrigem Fruchtfleisch an den Schnäbeln der sie fressenden Vögel ankleben und, da lästig, an Zweigen abgeschmiert werden, dort keimen sie und können sich in junger Rinde „einnisten“. Auch eine Verdauungsverbreitung, z.B. durch die Mistel-Drossel findet statt.

Junge Mistel an einer Eberesche

Misteln enthalten giftige Inhaltsstoffe (Viscotoxine), die von einer gewissen fraglichen Bedeutung für alternative Heilbehandlungen sind.

In Mythologie und Aberglaube der Germanen spielte das eigenartige Gehölze eine Rolle. Bei „Asterix“ benötigt der Druide Mirakulix für seinen Zaubertrank auch mit goldener Sichel geschnittene Misteln.

In England werden zur Weihnacht Mistelzweige aufgehängt. Der Brauch verbreitet sich, auch weil man unter den Mistelzweigen stehende Personen ungefragt (?) küssen dürfen soll.

Große Mistel in einer Birke

Beeren verschiedener Mistelarten wurden früher zu Vogelleim (viscum !) für Leimruten zum Vogelfang genutzt.

In den Gärten der Welt sind wohl nur selten Misteln zu finden, da sie bei Baumpflegearbeiten entfernt werden.

Text und Fotos: Dr. H. G. Büchner