Naturgeschichtliche Führung im Wuhletal

Bei bestem Sommerwetter haben sich Vereinsmitglieder und Gäste zu einem Spaziergang getroffen, um mehr über die Entstehung und Entwicklung des Wuhletals zu erfahren. Es war keine Führung durch das Wuhletal, sondern im Wuhletal. Denn durch das Wuhletal waren andere unterwegs: Die rasenden Radler, aber auch Spaziergänger, die die wechselvolle Natur zur Erholung genossen.

Unser langjähriges Vereinsmitglied Regina Troeder hat uns bei einem Rundgang mit kleinen Geschichten die Historie des Wuhletals im Wandel von Zeiten und Klima nahegebracht. Mit den Zeiten ist es ja so eine Sache: Eigentlich ist die Eiszeit, verglichen mit der Existenz unserer Mutter Erde, gar nicht so lange her. Die Weichsel-Kaltzeit, die auch dem Wuhletal sein Gepräge gab, begann vor ca. 115.000 Jahren und endete vor etwa 11.700 Jahren. Die Jungmoränenlandschaft entstand, indem sich das Eis damals vor- und zurückbewegte.

Aber gerade in der jüngeren Geschichte hat die Wuhle Einiges durchgemacht. Die Inbetriebnahme des Klärwerks Falkenberg im Jahre 1968 hatte nach einer fast 100jährigen Nutzung die Ablösung der Rieselfelderwirtschaft und damit die städtische Bebauung der Berliner Stadtgutflächen ermöglicht. Es entstanden die Großsiedlungen Marzahn, Hohenschönhausen und Hellersdorf. Als das Klärwerk 2003 stillgelegt wurde, trocknete die Wuhle in kurzer Zeit fast aus. Engagierten Umweltschützern ist es zu verdanken, dass nun wieder Wasser fließt: Ein aufwändiges Renaturierungsvorhaben wurde von 2006 bis 2008 verwirklicht. Dadurch ist ein wertvoller Naturraum mit Wasserflächen und üppig bewachsenen Uferbereichen entstanden.

Nachdem uns unser Spaziergang an der Kleingartenanlage „Am Kienberg“ vorbei durch das ehemalige Gelände des IGA-Campus, entlang des Biesdorf-Marzahner Grenzgrabens zu den zur IGA 2017 angelegten Wildblumenwiesen geführt hatte, legten wir in der Nähe des Umweltbildungszentrums eine Gedenkminute ein. An einer zum Verweilen einladenden Bank (mit Blick auf die Kienbergterrassen und auf das Wuhletal) wurde vor wenigen Wochen eine Gedenktafel aufgestellt. Sie erinnert an die Naturschützer Dr. Wolfgang Clemens, Heino Mosel und Angele Schonert, die sich ehrenamtlich für den Schutz und den Erhalt der Natur des Wuhletals und die Renaturierung der Wuhle eingesetzt haben.

Dass die Entscheidungen von heute das Morgen bestimmen, überträgt den jeweils aktuell Agierenden eine hohe Verantwortung. Heute sehen wir die Ergebnisse der in der Vergangenheit getroffenen Entscheidungen. Darum ist es wichtig, dass in der Gegenwart zukunftsorientierte Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Dies zeigt sich in der Umgestaltung des Kienbergparks im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen des Berliner Ökokontos, bei dem bis zum Jahr 2029 13.000 Bäume gepflanzt werden, um einen Mischwald entstehen zu lassen.

Spaziert man so langsam wie wir bei dieser Führung durch das Wuhletal und den Kienbergpark, spürt man einmal mehr, welch wunderbares Naherholungsgebiet die Einwohnerinnen und Einwohner von Marzahn und Hellersdorf vor der Haustür haben. Und selbst die bereits mit Wissen um die Historie des Wuhletals ausgestatteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten an diesem Tag durch den regen Informations- und Gedankenaustausch ein paar neue Informationen mit auf ihren Weg zum nächsten Ziel nehmen. Im Wuhletal ist aber eigentlich schon der Weg das Ziel.

Text: R. Troeder und G. Pritzlaff
Fotos: M. Wille und G. Pritzlaff