Klimakrise – Was wird aus unseren Parks?

Bereits zum 12. Male hat unser Verein zu einem Workshop im Rahmen der Reihe „Gartenkunst im Dialog“ eingeladen. Diesmal wollten wir uns damit beschäftigen, wie das Berliner Stadtgrün allgemein und solche Parks wie die Gärten der Welt im Besonderen mit dem „Klimastress“ zurecht kommen. Dazu war es uns gelungen, kompetente Referentinnen und Referenten aus der Wissenschaft, aus Politik und Verwaltung und vom Parkbetreiber Grün Berlin GmbH zu gewinnen. Entsprechend vielfältig waren die Facetten und Blickwinkel, aus denen die Problematik betrachtet wurde.

Nach einer kurzen Einführung in die Thematik durch den Vereinsvorsitzenden Gerhard Pritzlaff, der sich dabei auch auf Material des WWF stützen konnte (Programmleiter Flächennaturschutz für Deutschland Herr Albert Wotke hatte zwar an der Vorbereitung mitgewirkt, musste aber leider absagen) und nach einem Grußwort der Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung, Umwelt- und Naturschutz, Straßen und Grünflächen, Frau Juliane Witt, ergriff als erster Referent Prof. Norbert Kühn von der TU Berlin das Wort. Sein Thema waren die Veränderungen im Stadtgrün und insbesondere in den (historischen) Parks, die mit dem Klimawandel einher gehen. Ausgehend von der Pückler’schen These, wonach Gartenkunst im Gegensatz zu anderen Kunstgattungen ohnehin ständigen Veränderungen unterworfen ist, trat er für entsprechende Anpassungen ein, die nicht nur unumgänglich, sondern auch aus denkmalpflegerischer Sicht vertretbar sein werden.

Den Aspekt, welchen Wert das Stadtgrün eigentlich für die Stadtbewohner hat, beleuchtete Frau Dr. Ina Säumel von der HU Berlin in ihrem Vortrag „Sieh das Gute liegt so nah…Gesundheitsrelevante Ökosystemleistung des Wohnumfeldgrüns in Krisenzeiten“. Sie machte deutlich, wie wichtig die Erhaltung und nach Möglichkeit Erweiterung grüner Oasen für Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität ist. Auch wenn Berlin, und in Sonderheit Marzahn-Hellersdorf hinsichtlich des Grünanteils im Vergleich zu anderen Großstädten relativ gut dasteht, liegt es in der Verantwortung von Politik und Verwaltung, dies auch für nachfolgende Generationen zu bewahren.

Die nachfolgende Pause wurde nicht nur zur Auffüllung der individuellen Energiespeicher genutzt (großer Dank an Martina Tschauder, die dafür in bewährter Art den Großteil des Caterings übernommen hatte; so standen wir nicht wie die klimagestresste Pflanzenwelt vor der Alternative „verdursten oder verhungern“), sondern auch für viele Gespräche zwischen Laien und Experten. Kontakte knüpfen, Gedankenaustausch, Kommunikation – das sind von jeher wichtige Elemente unseres Vereinslebens.

Den nächsten Vortrag hielt unser Vereinsmitglied Frau Dr. Barbara Rank. Streng wissenschaftlich, und dabei doch beeindruckend anschaulich und für das Laienpublikum verständlich konnte sie vermitteln, welche Strategien bestimmte Pflanzen in Jahrmillionen der Evolution entwickelt haben, um Umweltstress, insbesondere Hitze und Trockenheit zu bewältigen. Wir werden wohl künftig diese Arten vermehrt in unseren Gärten und Parks finden!

In gewisser Weise schloss der folgende Vortrag von Prof. Ralf Kätzel „Wege zu trockenstresstoleranteren Baumarten – Ergebnisse und Grenzen“ direkt an. Seine Forschungen im Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde befassen sich u.a. damit, Baumarten zu finden, die besser mit den Herausforderungen des Klimawandels zurechtkommen. Bei allen noch bestehenden Unschärfen (der Trockenstress ist ja nur eine Komponente von vielen, die unseren Bäumen zu schaffen machen) wird auch hier klar, dass sich unser Stadtgrün und unsere Parks und Gärten im Wandel befinden.

Der folgende Vortrag von Frau Beate Reuber, Parkbotschafterin der Grün Berlin GmbH und durch langjährige Tätigkeit mit den Gärten der Welt eng verbunden, wurde mit besonderer Aufmerksamkeit erwartet. Frau Reuber konnte beeindruckend über Maßnahmen berichten, die die Gärten der Welt und die anderen Parks in Verantwortung von Grün Berlin (u. a. Britzer Garten, Kienbergpark, Park am Gleisdreieck, Natur Park Südgelände…) resilienter gegen die Herausforderungen der Klimaveränderungen machen. Diese reichen von Dachbegrünung über diverse Maßnahmen im Rahmen des Wassermanagements bis zu angepassten Neupflanzungen und Überlegungen hinsichtlich der Anteile Rasenflächen vs. Wiesenflächen. Insbesondere im Zusammenhang mit der IGA 2017 konnte in dieser Hinsicht viel bewirkt werden.

Im Referat vor der abschließenden Fragerunde kam Herr Klaus Wichert von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz zu Wort. In seinem Vortrag wurde deutlich, dass Politik und Verwaltung die anstehenden Probleme klar erkannt haben. Was den politischen Willen zur Durchsetzung von Maßnahmen des Klimaschutzes angeht, steht Berlin im Vergleich zu anderen Bundesländern gut da. Eine schnelle Umsetzung erforderlicher Maßnahmen scheitert jedoch oftmals an langwierigen Genehmigungsverfahren, unklaren Kompetenzen Senat/Bezirke und vor allem am Personalmangel in den zuständigen Behörden.

Zum Abschluss nahmen alle Referentinnen und Referenten an einer Gesprächsrunde teil und beantworteten Fragen des Moderators und des Publikums. Dabei wurde z.B. nach dem Einfluss der Wissenschaft, die ja offenbar über umfangreiche Erkenntnisse aus der Forschung verfügt, auf Politik und Verwaltung gefragt. Bemerkenswert das Eingeständnis von Prof. Kätzel, dass man nicht nur verlangen müsse, dass die Politik stärker auf die Wissenschaft hören solle, sondern dass auch die Wissenschaft sich bemühen muss, ihre Forschungsergebnisse so aufzubereiten, dass sie wahrgenommen werden.

Eine Maßstäbe setzende Veranstaltung, an der sich ca. 60 aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer, darunter ca. 20 Vereinsmitglieder, beteiligt haben, ging fast pünktlich, mit viel Applaus und mit einem floralen Dankeschön an die Referentinnen und Referenten zu Ende. Ein herzliches Dankeschön auch an alle, die sich am Zustandekommen der Veranstaltung beteiligt haben, an die Unterstützer aus den Gärten der Welt und an alle, die an der Vor- und Nachbereitung teilgenommen haben.

Text und Fotos: G. Költzsch