Feige, Granatapfel & Co – eine Führung zum Hören, Fühlen und Schmecken

Nachdem der Verein im Oktober 2020 bereits eine Begehung der damaligen Baustelle des Jüdischen Gartens mit der Parkbotschafterin Frau Beate Reuber angeboten hatte und im Oktober 2021 die feierliche Eröffnung stattfand, war es nun an der Zeit, unsere Mitglieder und interessierte Gäste zu einer Führung durch den „fertigen“ dritten Themengarten der drei großen monotheistischen Religionen einzuladen. Denn im Gegensatz zu anderen Themengärten, bei denen sofort beim Betreten die Assoziationen zur namensgebenden Kultur oder Religion da sind, erschließt sich dem Besucher das “Jüdische” dieses Gartens nicht auf den ersten Blick.

Wir nahmen deshalb gern die Hilfestellung von Frau Tanja Petersen an, ihres Zeichens Historikerin und Diplom-Biologin. Nach langjähriger Tätigkeit im Jüdischen Museum Berlin hat sie das Projekt Jüdischer Garten in den Gärten der Welt als Sachverständige begleitet und ist eine ausgewiesene Expertin auf den Gebieten Botanik, Jüdische Religion und Kulturgeschichte.

In der interaktiven Führung hat Frau Petersen mit uns anhand von Pflanzen und Wegen, Bäumen und Gräsern einen Ausflug in die jüdische Kulturgeschichte unternommen. Netzartig ist das Wegesystem – deutbar als Hinweis auf die Vernetzung in der Diaspora. Es ähnelt einer Skulptur mit Ecken und Kanten, mit Kreuzungen und Nebenwegen. Hingucker sind die beiden Pavillons des Künstlers Manfred Pernice, Orte des Innehaltens und des Beisammenseins.

Hauptfiguren der Führung waren aber die Pflanzen. Beinahe zu jeder Pflanze hatte Frau Petersen ein literarisches Zitat parat oder erläuterte deren Bedeutung im jüdischen Alltag. Der Garten versammelt somit Pflanzen – Bäume, Sträucher und Ein- und Mehrjährige – die einen Bezug zur deutsch-jüdischen Kulturgeschichte haben: Feige und Wein, Getreide und Gräser, Rettich und Rübe. Man konnte riechen, fühlen, schmecken (Feige, Granatapfel und Co.!) und staunen, Fragen stellen und sich unterhalten lassen.

Die ca. 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren begeistert von der Sachkunde und Eloquenz, mit der Frau Petersen viel Interessantes und Wissenswertes über das Judentum und dessen Umgang mit der Natur vermittelte. Es war eine der spannendsten Veranstaltungen unseres Vereins überhaupt und hat bei vielen das Verständnis für die Aussagekraft des Jüdischen Gartens deutlich erhöht.

Text und Fotos: G. Költzsch