Die Wildblumenwiese – Ein Beitrag …

… zur biologischen Vielfalt. Wenn unsere Kinder und Enkel nicht künftig die Obstbäume mit Pinseln bestäuben sollen, müssen wir die Bienen und anderen Insekten retten! Dieses Anliegen transportierte unser 11. Workshop in der Reihe „Gartenkunst im Dialog“, der nun am 17. März nach pandemiebedingter Verschiebung endlich stattfinden konnte. Die Erhaltung bestehender und Anlage neuer Wildblumenwiesen, je mehr, desto besser, ist dafür das Mittel der Wahl – das wurde beim Workshop am Beispiel des Projektes „Blütenvielfalt“ eindrucksvoll herausgearbeitet.

Zahlreiche Gäste waren der Einladung in das Konferenzzentrum der Gärten der Welt gefolgt: So unter anderem Fachleute der Grün Berlin GmbH, der Deutschen Wildtierstiftung, aus dem Projekt Urbanität und Vielfalt, Stadtnatur-Rangerinnen und für Umweltbildung verantwortliche Koordinatoren. Auch Gäste aus Politik und Verwaltung folgten der Einladung: Frau Juliane Witt, die für Umwelt- und Naturschutz sowie für Grünflächen in Marzahn-Hellersdorf verantwortliche Bezirksstadträtin interessierte sich genauso für die Ergebnisse des Projektes wie Herr Dr. Camillo Kitzmann, Leiter des Straßen– und Grünflächenamtes M-H, der auch auf Fragen in der Diskussion kompetent und aus erster Hand antworten konnte. Mit dabei waren aber auch die am Projekt beteiligten Mitmacherinnen und Mitmacher, Mitglieder des Vereins Freunde der Gärten der Welt e.V. und Parkguides der Gärten der Welt.

Zur Eröffnung erläuterte Gerhard Pritzlaff, der Vorsitzende des Vereins Freunde der Gärten der Welt e.V. und gleichzeitig der Projektmanager für das Realexperiment „Blütenvielfalt“ die drei Bestandteile des Projektes: „Beobachtung des Blütenbestandes“, „Gewinnung von Samen für regionales Saatgut“ und „Umweltbildung erlebbar machen“. Näheres finden Sie im Beitrag „Das Projekt Blütenvielfalt“ auf dieser Website.

Erläuterung der Projektziele

Vivien Franck, Projektmanagerin für Reallabore bei der Grün Berlin GmbH erklärte, was ein Reallabor bzw. ein Realexperiment ist: Mitmachaktionen zu einem ausgewählten Schwerpunkt, bei dem die Ideen von den Teilnehmer*innen selbst entwickelt werden.

Pritzi hat Fragen an Frau Franck

Im Zuge der IGA war 2016 am Südhang des Kienberges entlang des Gottfried-Funeck-Weges, oberhalb der schönen Terrassen aus Theumaer Fruchtschiefer, eine Wildblumenwiese angelegt worden. Die Initiatorin des Projektes „Blütenvielfalt“, Vereinsmitglied Dr. Barbara Rank hatte die Idee, diese Fläche eine Vegetationsperiode lang zu beobachten, was denn dort 5 Jahre später (noch) blüht. Die Ergebnisse wurden in einem Blühkalender erfasst: 70 verschiedene Arten wurden beobachtet, viel mehr als 2016 ausgesät. In Ihrem Vortrag „Aktueller Artenbestand einer Wildblumenwiese an den Kienbergterrassen“ fasste sie diese teils unerwarteten Ergebnisse zusammen und ging auch auf Schwachstellen der Wiesenpflege ein.

Frau Dr. Rank stellt die Ergebnisse vor

Dr. Frank Schuschke ergänzte die Ergebnisse um den Bestand an Gräsern und gab einen weiteren Einblick in die Zusammenhänge auf der Wiese. Sein Vortrag „Über Gräser im Allgemeinen und auf unserer Wiese im Speziellen“ ging er auf die Besonderheiten von Gräsern ein. Komplexe Sachverhalte verständlich erläutert!

Dr. Schuschke bei seinem Gräser-Vortrag

Corinna Günzel vom Freilandlabor Marzahn konnte Ihren Vortrag „Die Insektenwelt auf unserer Wiese im Kienbergpark“ leider nur per Audioaufzeichnung halten. Trotzdem konnte sie interessante Hintergrundinformationen und zahlreiche Details ihrer Beobachtungen vermitteln und als Fazit festhalten: „Ein vielfältiges Blütenangebot entscheidet über Vielfalt und Artenreichtum unter den Bestäubern“!

Pritzi berichtet über das Engagement der Teilnehmer*innen

Während des Vortrages „Umweltbildung“, den in Abwesenheit von Corinna Günzel unser Vereinsvorsitzender präsentierte, wurde eine Schatzkiste geöffnet: Das Projektteam hatte Samen von 19 der am häufigsten vorkommenden Arten gesammelt und in 500 Samentüten verpackt. Diese werden der regionalen Umweltbildung zur Verfügung gestellt. Dazu wurde ein Begleit-Flyer mit Informationen zu den Wildblumenwiesen im Kienbergpark entwickelt. Wie die Samentüten auf regionale Umweltbildungseinrichtungen verteilt werden, ist noch nicht festgelegt, aber sie sind ein wahrer Schatz für die Umweltbildung.

Ebenfalls sehr interessant war der Vortrag von Jacob Schulz von der Uni Potsdam. Das Projekt „Urbanität und Vielfalt“ widmet sich der Erhöhung der Biodiversität durch bürgerschaftliches Engagement, indem seltene heimische Wildpflanzen im eigenen Garten oder auf dem Balkon gepflegt werden. Leider wird das Gelände auf dem Hügel im Jelena-Santic-Friedenspark, wo derzeit die Anzucht der Wildpflanzen erfolgt, einem Freizeitbad weichen müssen. Ein Alternativ-Standort am Kienberg wird geprüft. Nach dem Vortrag gab es aus dem Publikum den Wunsch, bei diesem Projekt mitmachen zu dürfen.

Jakob Schulz, Uni Potsdam, bei seinem Beitrag

Der letzte Satz des Vortrages „Die nachhaltige Pflege von Wiesen“ von Beate Kitzmann vom Naturschutz Malchow lautet: „Berlin braucht viele blütenreiche und artenreiche Wiesen – Die richtige Pflege macht`s!“ brachte es auf den Punkt. Frau Kitzmann hat sehr wirkungsvoll den Einfluss des Menschen auf die Natur beschrieben und die Auswirkungen aufgezeigt. Ihre wertvollen Hinweise zur richtigen Pflege von Wiesen werden hoffentlich erhört. Ihre Argumente waren eine gute Basis für die danach folgende Diskussion.

Ein rundum gelungener Workshop, umrahmt von tollen Fotoshows, welche die Arbeit am Projekt erlebbar machten, und mit tollen Gästen! Vielen Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen haben!

Text: G. Költzsch, G. Pritzlaff; Fotos: Projektteam, G. Költzsch