Die Weiterentwicklung des Kienbergparks

Orte der Erholung sind wichtig für uns Menschen. Sie sollten dabei aber nicht irgendwo in der Ferne liegen, sondern vom Wohnort leicht und schnell erreichbar sein. Der Kienbergpark hat sich als ein solcher wunderbarer Naherholungsort für die Menschen in Marzahn-Hellersdorf etabliert. Aber auch über den Bezirk hinaus hat er das Potenzial zu zeigen, wie man das wertvolle Gut, die Natur schützt und mit behutsamen, wohl durchdachten Maßnahmen langfristig erhält.

Sebastian Theuerkauf beginnt den Spaziergang mit uns am Umweltbildungszentrum

Parkmanager Sebastian Theuerkauf von der Grün Berlin GmbH hat uns bei einem zweistündigen Spaziergang durch „seinen Park“ geführt und uns anhand von Beispielen aus dem Pflege- und Entwicklungsplan gezeigt, was bereits getan wurde, welche Veränderungen aktuell anstehen und was für die Zukunft geplant ist.

Am Panorama-Weg (im Schatten)

Treffpunkt für uns war das Umweltbildungszentrum (UBZ). Egal aus welcher Richtung man sich auf das UBZ zubewegt: Es fällt auf, dass der Park sauber und gepflegt ist. Wer heute den Weg über den Wuhlesteg zum UBZ wählte, hat vielleicht – dann zwar noch unbewusst – eine innovative Maßnahmen zur Sauberhaltung wahrgenommen: Der zur IGA Berlin 2017 angelegte 280 Meter lange Wuhlesteg aus Cortenstahl ist frei von Schmierereien! Das liegt nicht etwa daran, dass es sie nicht gibt, aber das Parkmanagement sorgt dafür, dass diese schnellstmöglich professionell beseitigt werden. Dabei werden keine Chemikalien verwendet, sondern eine Firma arbeitet mit Lasern, so dass nach der Beseitigung der Cortenstahl wieder eine „Rostschutzschicht“ bilden kann, ohne dass die Umwelt belastet wurde. Dieses Vorgehen ist auf Langfristigkeit angelegt: Wenn frische Schmierereien schnell wieder beseitigt werden, vielleicht verlieren dann die Verschmutzer irgendwann die Lust, immer wieder neue Spraydosen zu kaufen um ihren „Schmutz“ zu versprühen.

Auf dem Gottfried-Funeck-Weg vor den Terrassen

Der Gottfried-Funeck-Weg verbindet die beiden Ortsteile Marzahn und Hellersdorf. Auch am Abend und in der Dunkelheit wird dieser Weg gerne genutzt. Eine digital steuerbare Beleuchtungsanlage schafft Sicherheit auf diesem Weg. Nach der IGA wurde die damals neue Wegebeleuchtung noch als „Lichtverschmutzung“, die wenig insektenverträglich war, betitelt. Nun kann man die Leuchtstärke steuern und per Laptop bis auf 25% der Leuchtkraft runterdimmen. Auch hier das Ziel: Umweltverträglichkeit herstellen und Sicherheit für die Nutzer des Parks gewährleisten. Es ist ein Beitrag, dass der Park nicht zu einer „No-go-Area“ wird, sondern mit gutem Gefühl zu allen Zeiten genutzt werden kann.

Ein wahrer Erholungsort

Natürlich haben wir auch einen Blick auf die Wildblumenwiesen geworfen. Vereinsmitglieder hatten hier im Jahr 2022 unter der Leitung unseres Vereinsmitglieds Dr. Barbara Rank eine Vegetationsperiode lang eine zur IGA 2017 angelegte Wildblumenwiese am Hang beobachtet, wie sich diese entwickelt hat. Die Ergebnisse wurden in einem Workshop präsentiert. Eine der Folgemaßnahmen: Nicht mehr maschinell mähen, sondern die Mahd nach alter Tradition mit der Sense durchführen. Dadurch können die Blüten aussamen und die Insekten haben „Fluchtmöglichkeiten“ zu naheliegenden Flächen. Ein einzigartiges Projekt, das nun auch professionell von der TU Berlin begleitet wird.

Holzpfähle für fliegende Parkwächter

Auch die Terrassenbeete sind immer noch schön bepflanzt. Hier gibt es den „Vandalismus von unten“: Brandmäuse machen sich an den Wurzeln zu schaffen. Gegenmaßnahme: Hilfe holen vom Mäusebussard. Vielleicht fällt beim nächsten Spaziergang auf, dass es Holzpfähle in der Nähe der Terrassenbeete gibt. Dort lauert hoffentlich bald der Mäusebussard, um die „Brandmaus-Vandalen“ zu vertreiben (oder ihre Zahl auf eigene Weise zu minimieren).

Ersteigung des Kienbergs


Sebastian Theuerkauf hat uns noch viel mehr berichtet: Es wurden Häherkästen aufgestellt, auf denen zertifiziertes Saatgut, vor allem Eicheln ausgelegt wird. Dieses wird von den kleinen Tieren des Waldes dann „abgeholt und für den Winter versteckt“. Das Auslegen der Samen übernehmen vom UBZ betreute Kindergruppen. Ein schöner Beitrag zur Umweltbildung. Ca. 200 Fledermauskisten wurden vom Verein Chance e.V. gebaut und im Kienbergpark installiert (i.d.R. auf Trockenstümpfen). Der Naturerfahrungsraum (NER) erfreut sich großer Beliebtheit und gibt Großstadtkindern die Möglichkeit, die Natur zu erleben.

Ringe in der Rinde, um den Götterbäumen die Energiezufuhr zu erschweren

Ein besonderes Thema auf unserem Spaziergang nahm der Waldumbau ein: Nach der Aufschüttung des Kienbergs wurden seinerzeit schnellwachsende und leicht verfügbare Gehölze, u.a. Pappeln, gepflanzt. Robinien und Götterbäume vermehrten sich besonders schnell und verdrängten langsamer wachsende Bäume. Wie man die Götterbäume „zurückdrängen“ möchte, hat uns Sebastian Theuerkauf erklärt: Es werden Ringe in die Rinde geschnitten, um dem Baum die Lebensenergie zu nehmen. Wird er nämlich gefällt, schiebt er seine Energie von den Wurzeln nach oben und lebt weiter. Durch die Ringe aber wird die Energiezufuhr, d. h. der Transport der von den Blättern produzierten energiereichen Speicherstoffe in die Wurzeln „abgeschnitten“, so dass er abstirbt. Ein Langzeitprojekt, von dem bestimmt andere Regionen von den Erfahrungen profitieren können.

Der Kienbergpark ist Teilraum des Biotopverbundes Wuhletal. Hier werden Kompensationsmaßnahmen des Berliner Ökokontos umgesetzt. Ziel ist es, den Kienbergpark ökologisch aufzuwerten und in seiner biologischen Vielfalt, vor allem aber seine Klimaresilienz zu stärken. Seit 2024 und bis voraussichtlich 2029 werden mehr als 13000 Bäume und Sträucher neu gepflanzt werden, so unter anderem Baumarten wie Feldahorn, Waldkiefer, Salweide, Bergulme, Hainbuche und Traubeneiche. Überraschenderweise hat sich auch die Winterlinde bewährt.

Neu angelegtes Beet unterhalb des Wolkenhains

Zum Ende unseres Spazierganges waren wir auf der Spitze des Kienbergs. Das neu angelegte Trockenbeet vor dem Restaurant „Wolke 7“ zeigt heimische Wildblumen. Der Wolkenhain lädt noch immer zur Besteigung ein, weil man von dort einen wunderbaren Blick auf das grüne Berlin hat.

Die Beleuchtung des Wolkenhain wird auch auf einen neuen Stand gebracht: Bisher konnte er ja in einigen verschiedenen Farben von innen beleuchtet werden. Künftig werden 48 Lichtsequenzen die Möglichkeit bieten, zu besonderen Ereignisse besondere Farbspiele zu präsentieren. Mal sehen, ob dann zu Weihnachten der Wolkenhain wie ein Adventskranz strahlt oder Regenbogenfarben das bunte Marzahn-Hellersdorf zeigen. Heute dominierte bei unserem Spaziergang vom Umweltbildungszentrum bis zum Wolkenhain die Farbe GRÜN! Vielen Dank an Parkmanager Sebastian Theuerkauf für seine kompetente Führung, die wieder einmal mehr gezeigt hat, wie engagiert die Mitabeiterinnen und Mitarbeiter der Grün Berlin GmbH dabei sind, unsere Natur auf die Zukunft vorzubereiten.

Text: Pritzi
Fotos: Marlies Wille und Pritzi

Hier als Information der LINK zur Website der Grün Berlin GmbH zum Thema „Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen des Berliner Öko-Kontos im Leitprojekt Biotopverbund Wuhletal, Teilraum Kienbergpark“:
Kienbergpark – Berliner-Ökokonto