26. Februar 2023 – Pergamonmuseum, Museum für Islamische Kunst: Was für ein sonntägliches Besucher-Rauschen im Museum!
Der Titel „ Gestickte Gärten“ für eine besondere Kabinett-Ausstellung hatte uns als Gärten-der-Welt – Enthusiasten neugierig gemacht. Sach- und fachkundig wurden wir durch Frau Dr. Elisabeth Katzy auf dem historischen Pfad jahrtausendalter Zeugnisse dekorativer Kunst in Architektur und Handwerk der islamisch-arabischen und -orientalischen Welt geführt.
Uns hat sich erschlossen, wie Kunst und Kultur erst ab einer bestimmten hierarchischen Entwicklungsstufe gesellschaftlicher Formationen geleistet werden konnte. Die besondere Zeichensprache hat sich über die Jahrhunderte von Wahrnehmungen aus Flora und Fauna sowie kosmischen Einflüssen genährt. Viele Motive haben in der Folge auch Eingang in das Repertoire religiöser Ikonografie gefunden.
Der Kunst im islamischen Raum ist zu eigen, dass sie bedingt durch Handel und Wandel sich freimütig in andere geografische Gefilde verbreitet hat und ebenso offen für kulturelle Strömungen aus der Antike, China, Südostasien gewesen ist. Diesem merkantilen Transfer haben wir in unseren Breitengraden auch die Einbürgerung etlicher Blumen und Pflanzen zu verdanken: Rosen, Nelken, Tulpen, Hyazinthen u.v.m. haben ihren Ursprung im orientalischen Raum, wie die „Gartenkunst“ überhaupt. So schließt sich der Kreis.
Deshalb hat uns die einmalige Ausstellung der Stick- und Webarbeiten so berührt. Zum einen sind das neben all den Keramik- und Metallobjekten die einzigen textilen Exponate .Zum anderen strahlen die Gürteltücher, Servietten und Schals eine Privatheit aus und zeugen von feinster Handfertigkeit. Seitdem im 16.Jh Blumen in das Ambiente der osmanischen Hofhaltung Einzug hielten, wurden sie bevorzugt zu Motiven der dekorativen Gestaltung.
Während des Rundgangs hat uns die bedrückende Wahrnehmung begleitet, wie viele der alten und einmaligen Geburtsstätten der Weltkultur östlich des Mittelmeeres namentlich in unser aller Ohren sind und sich traurigerweise mit Raub, Zerstörung und Krieg verbinden…
Mit einem passenden „orientalischen“ Geschenk, gefertigt von unserer Martina, statten wir Frau Dr. Katzy unseren Dank ab.
Text: Dr. M. Tschauder, Fotos: R. Kittler, G. Költzsch, G. Pritzlaff, M. Wille