10 Jahre Christlicher Garten

Am 29. April 2011 eröffnet: Der Christliche Garten

In den Gärten der Welt stehen gartenkünstlerische und gartenkulturelle Aspekte im Vordergrund. Aber jede Gartenkultur ist auch im religiös-weltanschaulichen Hintergrund der Herkunftsländer und Regionen fest verankert. Thema des Christlichen Gartens, der den europäischen Kulturkreis präsentiert, ist die christliche Kultur. So finden sich im Wandelgang Texte aus dem Alten und Neuen Testament der Bibel, aber man kann auch viele andere interessante Texte, Zitate, auch Liedtexte finden.

Auszug aus dem Gedicht “Ginkgo biloba”

Wer das nächste Mal den Christlichen Garten besucht, der suche doch mal den Beginn eines Gedichtes von Johann Wolfgang von Goethe, das wir hier komplett wiedergeben:

Ginkgo biloba

Dies Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut.

Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es Zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?

Solche Fragen zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst Du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und Doppelt bin?

Dieses Gedicht allein machte den Ginkgobaum und seine Symbolkraft so bekannt wie keinen zweiten fernöstlichen Baum in der westlichen Welt. Aus ihm spricht Goethes tieferes Verständnis für die mythischen Kräfte der Natur, so wie seine Beschäftigung mit orientalischer Kultur.

Ein Ginkgo-Blatt: Zwei in Eins oder Zweiheit aus der Einheit

Im zweilappigen Blatt des Ginkgo sah Goethe die zwei (weiblichen und männlichen) Kräfte der Natur miteinander verschmelzen, oder aber die Zweiheit aus der Einheit heraus wachsen. Der damals 66-jährige Goethe widmete das Gedicht der 31-jährigen verheirateten Marianne von Willemer, mit welcher ihn eine tiefe Liebe verband.

Man findet also im Christlichen Garten viel mehr als “nur” christliche Texte. Es ist auch ein Ort, sich tiefer mit der Natur, der Kultur und mit dem Leben überhaupt auseinander zu setzen.

Text und Fotos: G. Pritzlaff (Pritzi)
Quellen:
Wikipedia (Bild Ginkgo-Blatt)
Website “biloba-ginkgo.de”
Gärten der Welt und Kienbergpark, Grün Berlin 2017