Führung durch den Schlossgarten Charlottenburg – Ein Bericht

     Im Schlosspark Charlottenburg

Denkt man an einen Schlossgarten, hat man zuerst die Schönheit einer Anlage vor Augen, die Herz und Seele erfreut. Wer aber denkt an den Aufwand, der betrieben wird, um all das im Glanze der Sonne erstrahlen zu lassen? Es ist Sonntag, der 5. Mai 2019. Wir, die Freunde der Gärten der Welt, sind mit Herrn Gerhard Klein verabredet, Fachbereichsleiter für den Park Charlottenburg bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, um mehr über die Pflege dieses einzigartigen Areals der Gartenkunst zu erfahren. Ein enormer Aufwand ist notwendig, um die 54 Hektar Barock- und Landschaftsgarten  zu pflegen. Das alles bei freiem Eintritt.

     Linden säumen den Kapellenplatz

Wir beginnen unseren Spaziergang im Vorhof des Schlosses Charlottenburg und erreichen den Kapellenplatz. Ohne Erklärung wäre es uns nicht aufgefallen: Im Grunde symmetrisch – aber nicht einheitlich. Verschieden alte Linden säumen den Platz. Die Älteste um 1700 gepflanzt, die Jüngste wenige Jahre alt. Das erinnert an das Schicksal des Schlosses Charlottenburg – der Krieg hatte fast alles zerstört. Da kann man nicht – nur um des historischen Vorbildes Willen – alles neu pflanzen, um ein einheitliches Bild herzustellen.

     In der kleinen Orangerie

Die kleine Orangerie ist voll von selbst kultivierten Zitruspflanzen aristokratischen Ursprungs. Die Abkömmlinge stammen aus dem Schloss Schönbrunn bei Wien. Beim Anblick der großen Olivenbäume steht die Frage: Wie transportiert man diese hinaus in den Garten? Ganz einfach: Mit dem Hubwagen. Aber wie aufwändig muss es gewesen sein – als noch 700 bis 1000 Standpflanzen zu Saisonbeginn im Park aufgestellt werden mussten.

     Historisches Gartenmodell

Im Museum sehen wir anhand von Modellen, wie sich der Park immer wieder verändert hat, oder besser – verändert wurde. Wir erkennen verschiedene Zeitschichten, vom Barockgarten bis hin zum Garten der Nachkriegszeit. Wie der Garten heute aussieht, erleben wir draußen.

     Hecke vor der großen Orangerie
Mausoleum der Königin Luise mit Schneeglöckchenbusch

Wir bewundern eine 2002 an der großen Orangerie gepflanzte hohe Hecke, durchschreiten eine Allee von Douglasien (einst standen hier Fichten), halten am Mausoleum für Königin Luise, um den Kreis davor zu begutachten, der ein Oval ist. Wäre er ein Kreis, würden wir ihn als Ei wahrnehmen. Gartenkunst – verständlich erklärt. Vorbei am Westboskett erreichen wir das Parterre. Wer die Begriffe nun nicht einordnen kann, dem können wir nur eine Führung durch den Schlossgarten empfehlen. Ein Boskett ist der Niederwaldbereich in einem Barockgarten. Das Parterre ist der reich gestaltete Bereich in Schloss-Nähe.

  Im Parterre Broderien mit weißen und roten Steinen

Im Parterre finden wir die Broderien, die mit Buchsbaum eingefassten, kunstvoll gestalteten Rasen- und Steinflächen. Schön zu hören: Der hier gepflanzte Buchsbaum ist gesund und nicht vom Zünsler befallen. Betrachtet man die Blumen-Vielfalt in den Beeten, erkennt man, wie viel Liebe und Arbeit darin steckt, um uns Betrachter strahlen zu lassen.

 

Wer nach der Führung noch Zeit hat, lustwandelt durch den Park. In der Nähe des Belvedere kann man noch eine besonders ökologische Gartenpflege – Variante beobachten: Schafe.

    Impressionen…

Bild und Text: Gerhard Pritzlaff (Pritzi)