9. Workshop “Gartenkunst im Dialog”

 Kreativ und anregend

 

Traditionsgemäß laden die Freunde der Gärten der Welt im November zum Workshop und Erfahrungsaustausch ein. Der Vorstand des Vereins, dessen langjähriger Vorsitzender Ulrich Reinheckel ist, hatte für den 9.11.2018 ein anspruchsvolles Programm mit dem Schwerpunkt “Wie geht es weiter in den Gärten der Welt” organisiert, für das der Zeitrahmen von drei Stunden erwartungsgemäß sehr eng gesteckt war. Denn groß war das Interesse der über 30 Teilnehmer, die mit viel Detailwissen die Gelegenheit zur Diskussion ausgiebig nutzten.

Der Vorstandsvorsitzende Ulrich Reinheckel eröffnet den 9. Workshop

Christoph Schmidt, Geschäftsführer der Grün Berlin GmbH, zeichnete in seinem Eingangsreferat ein sehr differenziertes und positives Bild der Entwicklung der Gärten der Welt nach der IGA 2017. Er hob dabei die besondere Bedeutung des gesamten Geländes, den Dreiklang der Gärten der Welt, des Geländes um den Kienberg und des Wuhletals, hervor.  Damit habe man eine Spitzenstellung im europäischen Vergleich erreicht. „Und wir haben Wort gehalten: Der Kienberg wurde zum attraktiven Volkspark, der ein großes Besucheraufkommen verzeichnet“, stelle Christoph Schmidt fest. Nach dem Übergangsjahr mit dem planmäßig vollzogenen Rückbau der IGA müssten nun zielgerichtet weitere Aufgaben bewältigt werden.

Christoph Schmidt referiert über die Perspektiven der Gärten der Welt

„Wir sind keineswegs zufrieden, wir müssen deutlich mehr schaffen“, sagte Christoph Schmidt. So stehen die Fragen: Wie bekommt man mehr Besucher in die Gärten? Wie kann das große Potenzial der Gärten besser genutzt werden? Welche Infrastrukurverbesserungen sind notwendig? Das war Anlass für detaillierte Diskussionen, beispielsweise um Parkmöglichkeiten besonders bei Veranstaltungen, den gesicherten Fortbestand der Seilbahn, eine verbesserte Nutzung der gastronomischen Einrichtungen oder neue Publikumswerbung durch die Traditionsfeste, Konzerte oder neue Events. Christoph Schmidt sprach von einem “Grundrauschen”, das man erzeugen möchte, und meint damit, dass der Fokus nicht unbedingt auf mehr Großveranstaltungen liegen werde, sondern darauf, dass möglichst ständig “etwas los ist” in den Gärten der Welt. Fragen nach Plänen für Ansiedlung weiterer Gärten, um damit die Attraktivität zu steigern, erteile Christoph Schmidt eine klare Absage. Mit dem aktuellen Projekt des Jüdischen Gartens sei ein Abschluss der extensiven Erweiterung erreicht.

Aufmerksames und interessiertes Auditorium im Besucherzentrum der Gärten der Welt

Frank Sadina, Projektmanager bei der Grün Berlin GmbH, informierte ausführlich über die Ergebnisse des Wettbewerbs zum Jüdischen Garten, der ab dem kommenden Jahr verwirklicht werden soll. Der am 31. Oktober von einer Jury gekürte Siegerentwurf des Büros atelier le balto landschaftsarchitekten wurde vorgestellt und ausführlich diskutiert.

Der Siegerentwurf für den Jüdischen Garten

Klaus Wichert, Referatsleiter in der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, weitete den Blick über die Bezirksgrenzen hinaus und nahm sich eines nicht einfachen Themas an: wie kann das Stadtgrün und können Parks in der wachsenden Stadt auch künftig in Umfang und Qualität bewahrt und weiterentwickelt werden? Es gehe darum, das Stadtgrün zu sichern, zu stärken, zu wertschätzen und gemeinsam zu entwickeln und zu nutzen, stellte er fest. Das ist angesichts der Notwenigkeit, in der wachsenden Stadt Tausende neuer Wohnungen zu schaffen, und auch vor dem Hintergrund sich ändernder Nutzungsgewohnheiten oftmals konfliktgeladen. Herr Wichert erinnerte in seinem Beitrag an die großen Landschaftsarchitekten des 18. Jahrhunderts Lenné und Pückler-Muskau und auch an den ersten Berliner Stadtgartendirektor Gustav Meyer. Seinerzeit war es in der Außenwahrnehmung eher “der Eine”, heute erfolgt die Verwaltung und Entwicklung des Berliners Stadtgrüns hingegen in vielen verschiedenen Organisationen und Behörden, in erster Linie durch die zuständige Senatsverwaltung und die bezirklichen Grünflächenämter, aber auch seitens der Grün Berlin GmbH oder durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Als Rahmen für die aktuellen und künftigen Herausforderungen nannte Herr Wichert beispielhaft die erst im Herbst diesen Jahres veröffentlichte Charta des Berliner Stadtgrüns. Über eine derzeit laufende online-Abfrage können hier alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen und Anmerkungen zum Berliner Stadtgrün einbringen. Herr Wichert sprach sich weiter wie auch schon Herr Schmidt dafür aus, die Gärten der Welt nicht mit immer weiteren Themengärten zu überfrachten. Seitens des Vereins der Freunde der Gärten der Welt warb dessen Vorsitzender Herr Reinheckel für die Stärkung der Verwaltung des Berliner Stadtgrüns. Es sollte in Berlin wieder eine nach außen hin wahrnehmbare Institution wie ein “Stadtgartenamt” oder einen “Stadtgartendirektor” geben. Im Jahr 2020 jährt sich die Berufung des ersten Berliner Städtischen Gartendirektors zum 150. Mal. Dies wäre eine gute Gelegenheit, über diesen Gedanken nachzudenken findet der Vorsitzende des Vereins.

Großes Interesse fanden auch die Referate zu Umwelt und Naturschutz und zur Pflege und Nutzung der Grünflächen in Marzahn-Hellersdorf und die langjährigen Erfahrungen auf diesem Gebiet in Spandau.

Bernd Schütze bei seinem Vortrag über Beweidungskonzepte in M-H

Die Referenten aus den beiden Bezirksämtern, Bernd Schütze und Stefan Pasch, berichteten über viele neue und teilweise auch unbekannte Aufgaben, die spannend und faktenreich dargestellt wurden. Zum Beispiel, was alles beachtet werden muss, wenn die Grünflächen als Weideflächen für Schafe, Ziegen oder Rinder genutzt werden sollen. Das ist ein Thema, das gewiss in der Zukunft mehr Beachtung finden wird.

Stefan Pasch macht mit Erfahrungen im Bezirk Spandau bekannt.

So hat der Workshop wieder viele neue Impulse gegeben und auch belegt, wie engagiert der Verein sich in die Arbeit vor Ort einbringt und die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Gärten der Welt fördert. Man kann also mit berechtigten großen Erwartungen dem kommenden Jahr mit den Jubiläen:  zehnjähriges Bestehen des Vereins und auch zehnter Workshop zur Gartenkunst, entgegensehen. „Wir alle haben uns für 2019 viel vorgenommen“, bekräftigte Ulrich Reinheckel und versprach ein Programm, das wieder viele Wünsche erfüllen werde und das große Engagement der Mitglieder, der interessierten Bürgerinnen und Bürger und die anerkennenswerte gute Arbeit der Verantwortlichen unterstützen wird.

Text: G. Krug, Fotos: G. Költzsch (außer Jüdischer Garten)