Fernöstliche Poesie und Lebensart – Rückblick auf die Juli-Veranstaltung im Chinesische Garten und im Chinesischen Teehaus

20 Interessierte hatten sich am 14. Juli pünktlich um 11 Uhr an den beiden Löwenskulpturen versammelt, die den Eingang zum Chinesischen Garten in den Gärten der Welt bewachen. Unser Vereinsmitglied, Herr Ehlert Puvogel, hatte sich bereit erklärt, sein immenses Wissen über eher verborgene oder nur ausgewiesenen China-Kennern zugängliche Details des „Gartens des wiedergewonnenen Mondes“ mit uns zu teilen.

Jeder Besucher des Chinesischen Gartens ist wohl fasziniert von der besonderen Atmosphäre, die dieser Landschaftsgarten verströmt. Aber wer weiß schon, dass sich überall im Garten Mondsymbolik finden lässt, das chinesische Zeichen für „Mond“ immer wieder auftaucht und – ob in Stein gehauen oder auf Holztafeln gemalt – Mondgedichte zu sehen sind? Die übrigens Herr Puvogel in unnachahmlicher Art vortrug…

Schade, dass manches Detail heute im 20. Jahr des Bestehens des Chinesischen Gartens infolge ungezügelten Pflanzenwuchses oder Verwitterung nur noch mit Mühe zu erkennen bzw. zu entziffern ist.

Nach einer Dreiviertelstunde (Herr Puvogel hätte ohne größere Mühe sicherlich seine kompetenten und interessanten Erläuterungen noch doppelt so lange fortsetzen können) versammelten wir uns dann im Chinesischen Teehaus, über dessen Bezeichnung „Berghaus zum Osmanthussaft“ sich ein leidenschaftlicher Disput zwischen Herrn Puvogel und der Herrin des Hauses, Frau Yali Yu, entspann.

Frau Yu, in traditionellem chinesischen Gewand und begleitet von den Ruhe und Harmonie verströmenden Klängen der GuQin, einer chinesischen 7saitigen Zither, führte durch eine Teezeremonie. Die Teilnehmer beobachteten fast schon mit angehaltenem Atem ihre langsamen, gemessenen und abgezirkelten Bewegungen, mit denen sie zunächst alle Utensilien reinigte und anwärmte, um hernach den Tee in mehreren Aufgüssen zuzubereiten. Wir erfuhren, dass der erste Aufguss der Tee des Duftes, der zweite der Tee des Geschmacks, der dritte der Tee der Freundschaft und der vierte der Tee der Ruhe genannt wird.

Nachdem während der Zeremonie selbst gespannte Stille herrschte, beantwortete Frau Yu danach bereitwillig neugierige Fragen. Unter anderem berichtete sie, dass nach einer Zeit des Niedergangs die traditionelle Teezubereitung heute, gerade unter jüngeren Menschen, wieder zunehmend gepflegt wird. Der dabei getriebene Aufwand wird nicht mehr als „unproduktiv“ verpönt, sondern als Zeichen der Wertschätzung des Gastgebers seinen Gästen gegenüber erkannt.

So haben wir, die Teilnehmer der Juli-Veranstaltung der Freunde der Gärten der Welt, am eigenen Leibe Entschleunigung erfahren und uns bewusst machen können, dass Traditionspflege ohne weiteres mit unserer modernen Lebensweise vereinbar ist. Dass wir in Marzahn eine solch großartige Möglichkeit der Verbindung von Gartenkunst und Kontemplation besitzen – dafür können wir dankbar sein!

Text: G. Költzsch, Fotos: U. Ehrhardt, G. Költzsch, G. Pritzlaff

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